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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Was bedeutet Patientenrelevanz? Rationale und Design einer Studie zur Konsentierung eines Konzepts unter Beteiligung von PatientInnen, WissenschaftlerInnen und Akteuren aus dem Gesundheitswesen

Meeting Abstract

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  • Christine Kersting - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Anne Barzel - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Ulm

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf240

doi: 10.3205/20dkvf240, urn:nbn:de:0183-20dkvf2401

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Kersting et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine patientenzentrierte Versorgung impliziert PatientInnen in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen. Fraglich ist, welche Parameter für PatientInnen für eine informierte Entscheidung relevant sind und wer die Relevanz in diesem Kontext definiert. In einem Scoping Review analysierten wir 44 Studien zum Thema Patientenrelevanz und konnten weder ein eindeutiges Konzept noch eine durchgehend verwendete Begrifflichkeit identifizieren. Für die als patientenrelevant deklarierten Zielparameter fanden wir in den untersuchten Studien eine hohe Diversität, von typischen klinischen Endpunkten wie bspw. Mortalität bis hin zu sozialen Aspekten.

Fragestellung und Zielsetzung: Konsentierung eines Konzepts zu Patientenrelevanz, das die PatientInnen-Perspektive berücksichtigt und von WissenschaftlerInnen und Akteuren aus dem Gesundheitswesen gleichermaßen mitgetragen wird.

Methode: Die Konsentierung erfolgt in drei aufeinander aufbauenden Phasen mit verschiedenen qualitativen Methoden. Die Ergebnisse jeder Phase werden durch das Studienteam aufbereitet und den TeilnehmerInnen in der nächsten Phase strukturiert präsentiert. Zielgruppe sind WissenschaftlerInnen der Bereiche Medizin/Gesundheitswissenschaften, medizinisch-therapeutische Berufsgruppen und PatientInnen durchmischt nach Alter, Geschlecht, und Erkrankungen. Teilnehmenden stehen alle Phasen offen, die erste Phase ist jedoch auf je 6 TeilnehmerInnen der 3 Zielgruppen begrenzt:

1.
World-Café zur Verständigung auf einen konzeptuellen Rahmen: Austausch in 3 moderierten Kleingruppen à 6 Personen mit wechselnder Zusammensetzung zu den in dem Scoping Review identifizierten Begriffen zur Umschreibung patientenrelevanter Zielparameter, um zentrale Eigenschaften herauszuarbeiten und zu definieren, warum einzelne Parameter geeignet sind, Patientenrelevanz erkrankungsunabhängig abzubilden. Die Diskussionsergebnisse werden unmittelbar protokolliert.
2.
Delphi-Befragung zur strukturierten Erfassung verschiedener Standpunkte: Individuelle Stellungnahme zu den in der ersten Phase favorisierten Begrifflichkeiten und Definitionen in Bezug auf Patientenrelevanz, Ranking der bisher genannten Zielparameter und ggfs. Ergänzung weiterer Parameter.
3.
Delphi-Befragung zur Konsentierung: Einigung auf eine verbindliche Begrifflichkeit mit definierten Kriterien und auf Zielgrößen mit Relevanz für PatientInnen (Outcome-Set). Bei Bedarf Wiederholung bis ein für alle Beteiligten zufriedenstellendes Ergebnis vorliegt.

Diskussion: Durch die stufenweise Konsentierung mit Kombination aus Gruppenarbeitsphase und strukturiertem Meinungsbildungsprozess wird eine angemessene Berücksichtigung der diversen Perspektiven und Vielzahl an Meinungen erwartet. Die Beteiligung von PatientInnen, Akteuren aus dem Gesundheitswesen und WissenschaftlerInnen soll sicherstellen, dass für PatientInnen relevante Aspekte Eingang in das Konzept finden und von allen Beteiligten mitgetragen werden.

Praktische Implikationen: Die Anwendung eines konsentierten Konzepts kann zu einer besseren Vergleichbarkeit von Studien hinsichtlich Patientenrelevanz beitragen.