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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Akzeptanz, Benutzerfreundlichkeit und Mehrwert eines Webportals zu Rückenschmerzen aus der Perspektive von Patienten – eine qualitative Interviewstudie

Meeting Abstract

  • Christian Schlett - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Nicole Röttele - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland
  • Piet van der Keylen - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Andrea C. Schöpf-Lazzarino - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Miriam Klimmek - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Mirjam Körner - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland
  • Kathrin Schnitzius - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf231

doi: 10.3205/20dkvf231, urn:nbn:de:0183-20dkvf2311

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Schlett et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Zeitalter des Internets ist der Arzt nicht mehr die einzige Informationsquelle für Patienten. Vielen Patienten fällt es schwer, verständliche und verlässliche Informationen im Netz zu finden und deren Qualität zu beurteilen. Aus diesem Grund wurde in der GAP-Studie (Gut informierte Arzt-Patienten-Kommunikation) das Webportal tala-med entwickelt. Auf diesem werden BKK-krankenversicherten Patienten sowie deren Hausärzten evidenzbasierte, aktuelle Informationen zu Rückenschmerzen in verständlicher Weise zur Verfügung gestellt. Mit der Untersuchung von Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit dieses Webportals sowie von Barrieren der Nutzung aus Patientenperspektive beleuchtet die vorliegende Studie wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung von begleitenden digitalen Informationsangeboten in die Regelversorgung.

Fragestellung: Wie wird das Webportal von Patienten beurteilt? Welchen Mehrwert hat es für Patienten? Welche Verbesserungsmöglichkeiten und Nutzungsbarrieren zeigen sich?

Methode: Es wurden N=24 leitfadengestützte Telefoninterviews mit Rückenschmerzpatienten durchgeführt, die von ihrem Hausarzt Zugang zu dem Webportal erhalten hatten. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mittels Framework-Analyse analysiert.

Ergebnisse: 14 Frauen und 10 Männer nahmen an den im Mittel halbstündigen Interviews teil. 4 Patienten nutzten das Portal wegen nachlassender Schmerzen oder zu geringer Computerkenntnisse nicht. Die große Mehrheit der Patienten, die das Portal nutzten, beurteilte es im Gesamten positiv und empfand es als übersichtlich, ansprechend gestaltet und leicht verständlich. Alle Patienten erachteten es als vertrauenswürdig, insbesondere weil sie es von ihrem Hausarzt erhalten haben. Die Seriosität des Portals und dass es alle wichtigen Informationen zu Rückenschmerzen bündelt, wurden als großer Mehrwert gegenüber anderen Informationsquellen wie einer freien Recherche im Internet genannt. Als Mehrwert zum Besuch beim Hausarzt sahen die Patienten die Möglichkeit, zuhause Dinge nachlesen zu können und die Informationen und Übungsanleitungen sofort parat zu haben. Das Portal wurde zudem als Anstoß empfunden, Rückenübungen eigenständig durchzuführen und eine aktivere Rolle im Arzt-Patient-Gespräch einzunehmen. Als Verbesserungsvorschläge wurden die Integration von Adressen von Facharztzentren und eine Beratungshotline geäußert. Nutzungsbarrieren waren vor allem keine Schmerzen (und somit kein Anlass) oder zu starke Schmerzen, Zeitmangel und technische Probleme.

Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen den Nutzen des digitalen Begleitangebots für Rückenschmerzpatienten. Sie stehen in Einklang mit Befunden zu diesbezüglichen Patientenpräferenzen und geben Einblick in Bedingungen, welche die Vertrauenswürdigkeit und die tatsächliche Nutzung des Webportals fördern.

Praktische Implikationen: Um von Patienten genutzt zu werden und von Nutzen zu sein, sollten digitale Begleitangebote zu Rückenschmerzen nicht nur benutzerfreundlich und fundiert sein, sie sollten auch praktische Übungen enthalten und vom Hausarzt empfohlen bzw. im Arztgespräch integriert werden.