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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Das professionelle Handeln der geburtshilflichen Akteur*innen in der Versorgung von Frauen mit Fluchterfahrung

Meeting Abstract

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  • Anne Kasper - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf226

doi: 10.3205/20dkvf226, urn:nbn:de:0183-20dkvf2268

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Kasper.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Weltweit sind über 70 Mio. Menschen auf der Flucht. Etwa 1/3 der in Deutschland schutzsuchenden Menschen sind weiblich. Ca. 50% dieser Frauen befindet sich aktuell im gebärfähigen Alter [1], [2]. Frauen mit Fluchterfahrung in der Phase des Mutterwerdens weisen allein aufgrund ihrer Schwangerschaft einen Versorgungsbedarf auf. Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Fluchtprozess, können eine zusätzliche physische und psycho-soziale Belastung in dieser Lebensphase darstellen [3]. Geburtshilfliche Akteur*innen unterstützen und beobachten die physiologischen Prozesse des Mutterwerdens, um einen komplikationslosen Übergang zur Mutterschaft zu ermöglichen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, die geburtshilfliche Versorgung geflüchteter Frauen in Deutschland abzubilden. Wie gestalten geburtshilfliche Akteur*innen die Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung?

Methode oder Hypothese: Mit Hilfe leitfadengestützter ExpertInnen-Interviews werden geburtshilfliche Akteur*innen (Frauenärzt*innen, Hebammen) im ambulanten und stationären Setting zu ihren Erfahrungen in der Versorgung von Frauen mit Fluchterfahrung befragt. Die Interviews wurden inhaltlich-strukturierend mittels qualitativer Inhaltsanalyse (in Anlehnung an Kuckartz [4]) ausgewertet.

Ergebnisse: Geburtshilfliche Akteur*innen entwickeln in der Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung und sich daraus ergebenden Herausforderungen neue Strategien in der Versorgung: Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, indem sie die medizinische Versorgung aufrechterhalten und das „Drumherum” unterlassen. Zum Unterlassen zählt teilweise auch die Aufklärung, welche sowohl aus forensischer Sicht als auch bei der Selbstbestimmung der Frau von Bedeutung ist. Angepasste Indikationsstellungen (z.B. zur Einleitung) sind ein Beispiel für das Modifizieren des Handelns in der geburtshilflichen Versorgung von Frauen mit Fluchterfahrung.

Diskussion: Das angepasste Handeln geburtshilflicher Akteur*innen bei Frauen mit Fluchterfahrung sind zu thematisieren, zu diskutieren und zusätzlich vor internationalen Ergebnissen zu überdenken. Ferner erfolgt eine methodenkritische Reflexion des Forschungsprojekts.

Praktische Implikationen: Einblicke in die geburtshilfliche Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung und in diesem Kontext entwickelte Strategien ermöglichen es Lösungsansätze für existierende Problemkonstellationen zu erarbeiten bzw. bewährte Strategien weiterzuentwickeln, um die Versorgung und Gesundheit von Frauen mit Fluchterfahrung zu verbessern.


Literatur

1.
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR). Global Trends. Forced Displacement in 2018. 2019.
2.
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Aktuelle Zahlen zu Asyl. Ausgabe Dezember 2018. 2019.
3.
Schouler-Ocak M, Kurmeyer C. Study on Female Refugees. Abschlussbericht [Internet]. 2017. Verfügbar unter: https://female-refugee-study.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/sonstige/mentoring/Abschlussbericht_Final_-1.pdf Externer Link
4.
Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 4. Aufl. Weinheim: Beltz Juventa; 2018.