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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Regionale medizinische Versorgung zwischen heute und morgen – ein GIS-gestützter Ansatz zur Abschätzung von Risiken und Potenzialen

Meeting Abstract

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  • Anne Kis - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jobst Augustin - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf222

doi: 10.3205/20dkvf222, urn:nbn:de:0183-20dkvf2221

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Kis et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine ambulante medizinische Versorgung kann bereits heute nicht flächendeckend in Deutschland sichergestellt werden. Dieser Umstand wird sich in Zukunft u.a. aufgrund demographischer Veränderungen weiter verschärfen. Ein vielversprechendes Potenzial Versorgungslücken zu füllen und niedergelassene Mediziner*innen zu entlasten, bieten telemedizinische Anwendungen. Diese werden jedoch in Deutschland noch nicht routiniert umgesetzt. Eine ungenügende Breitbandversorgung gilt als eine Ursache.

Fragestellung und Zielsetzung: Übergeordnetes Ziel dieser Arbeit ist es, potentiell unterversorgte Regionen und damit zukünftige regionale Versorgungslücken mithilfe eines Summenscores zu identifizieren. Darüber hinaus soll untersucht werden, inwiefern in diesen Regionen telemedizinische Anwendungen auf Basis der verfügbaren Breitbandversorgung theoretisch umsetzbar sind und so eine Unterversorgung auffangen könnten (Schwellenwert: ≥50 mbit/s).

Methode oder Hypothese: Zur Identifikation von potentiell unterversorgten Teilräumen wurden verschiedene versorgungsrelevante Daten auf Kreisebene berücksichtigt. Hierzu gehörten Daten der KBV (Durchschnittsalter der Ärzteschaft, Bedarfsentwicklung, Beschäftigtenverhältnis) sowie INKAR-Daten (ÖPNV-Erreichbarkeitsparameter, Siedlungsdichte). Um eine Vergleichbarkeit der Daten herstellen zu können, wurden diese z-transformiert und zu einem Score aufsummiert. Dabei galt, je niedriger der Score, desto höher ist die versorgungsbezogene Vulnerabilität des Kreises. Im Anschluss wurden mittels Korrelationsanalysen Zusammenhänge zwischen der Breitbandversorgungssituation (TÜV Rheinland) und den einzelnen Variablen des Summenscores ermittelt.

Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zeigen insbesondere für den norddeutschen Raum und Bayern sowie einzelne Regionen in Rheinland-Pfalz signifikant negative Ausprägungen und können als potenziell unterversorgte Räume identifiziert werden. Werden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Score-Variablen mit der Breitbandversorgungsituation untersucht, so zeigen sich ebenfalls signifikante Korrelationen.

Diskussion: Auch wenn der Summenscore nur ausgewählte versorgungsrelevante Indikatoren umfasst, so lassen die Ergebnisse dennoch den vorläufigen Schluss zu, dass die medizinische Versorgung unter Berücksichtigung der genannten Parameter teilweise regional gefährdet ist. Alternative Versorgungsmodelle (zu der auch Telemedizin gehört) sind insbesondere für diese Regionen von besonderer Relevanz.

Die signifikanten Ergebnisse der Zusammenhangsmaße zwischen den einzelnen Variablen und der Breitbandversorgung verdeutlichen zudem, dass insbesondere dort, wo die Versorgung am unsichersten ist, Telemedizin noch keine alternative Lösung darstellen kann. Hier zeigt sich ein entsprechender Handlungsbedarf.

Praktische Implikationen: Der vorliegende methodische Ansatz dient Entscheidungsträgern als Hilfe zu Beurteilung der ambulanten Medizinischen Versorgung.