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Versorgungsziele, Versorgungskosten und Patientenmerkmale palliativ versorgter GKV-Versicherter im regionalen Vergleich
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In Deutschland besteht große regionale Heterogenität bei Verfügbarkeit und Inanspruchnahme von Palliativversorgung (PV). Über erreichte Versorgungsziele in Relation zu aufgewendeten Versorgungskosten ist wenig bekannt. Neben Lebensqualität, Selbstbestimmung, der Vermeidung aggressiver bzw. vermeidbarer Therapien am Lebensende kann auch Sterben in der Häuslichkeit als ein mögliches Versorgungsziel der PV gelten.
Fragestellung: Wie stellen sich ausgewählte Versorgungsparameter (Sterben in der Häuslichkeit, Versorgungskosten der letzten 3 Lebensmonate) bei GKV-Versicherten mit PV im regionalen Vergleich dar?
Methode: Retrospektive regionale Vergleichsstudie mit BARMER-Routinedaten: Eingeschlossen wurden VS mit Tod in 2016, für die in den letzten 6 Lebensmonaten mindestens eine Palliativleistung abgerechnet wurde (allgemeine oder spezialisierte ambulante PV [AAPV, SAPV], stationäre PV, Hospiz). Patientenmerkmale, Sterbeort und Versorgungskosten (letzte 3 Lebensmonate) wurden alters- und geschlechtsstandardisiert und deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Die palliativ versorgten VS (n=31.367, d.h. 32,7% der im Jahr 2016 verstorbenen VS) waren zu 53% Frauen, im Mittel 77,1±14,2 Jahre alt mit einem Charlson-Komorbiditäts-Index (CCI) von 5,3±4,2 und hatten zu 65,9% eine Tumordiagnose. In der Häuslichkeit (inkl. Pflegeheim/Hospiz) verstarben zwischen 60,5% (Thüringen) und 77,0% (Westfalen-Lippe) der VS. Die Gesamtkosten je VS mit PV schwankten zwischen 12.639±13.251€ in Baden-Württemberg und 18.176±15.116€ in Brandenburg mit starken Kostenschwankungen für SAPV, stationäre PV, häusliche Krankenpflege (HKP) und Arzneimittel. Die Anteile an VS mit SAPV (18,6% in Rheinland-Pfalz bis 71,5% in Westfalen-Lippe [hier Palliativmedizinischer Konsiliardienst, PKD]) sowie HKP (20,8% im Saarland bis 60,3% in Sachsen) variierten stark. Die deskriptive Zusammenschau zeigt zum einen, dass in KV-Regionen mit höherem SAPV-Anteil nicht systematisch häufiger ein Versterben in der Häuslichkeit erreicht wurde; zum anderen, dass die Gesamtkosten höher in KV-Regionen waren, in denen ein größerer Teil der VS mit PV stationäre PV bzw. Hospizleistungen und ein kleinerer Teil AAPV erhielt bei gleichzeitig höherem CCI und Anteil an Tumorpatienten.
Diskussion: Die Ergebnisse geben erste Einblicke in die Zusammenhänge regionaler PV-Strukturen, Merkmale palliativ versorgter Patienten und erreichter palliativer Versorgungsziele in Relation zu aufgewendeten Versorgungskosten. Mögliche Erklärungen und Bewertungen dieser Ergebnisse werden auf dem Kongress diskutiert.
Praktische Implikationen: Geliefert werden erste Messversuche sowie Limitationen für eine potenzielle Identifizierung regionaler best-practice-Ansätze in der PV.