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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Wirksamkeit von strukturierten Versorgungsprotokollen zur Reduzierung von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege – eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

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  • Christina Manietta - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten
  • Valérie Labonté - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Evidenz in der Medizin (für Cochrane Deutschland Stiftung)
  • Ralph Möhler - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf216

doi: 10.3205/20dkvf216, urn:nbn:de:0183-20dkvf2162

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Manietta et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege zeigen häufig herausforderndes Verhalten. Dies führt bei den Betroffenen, ihren Angehörigen und den professionell Pflegenden häufig zu Stress und Belastungen. Ein Versorgungsansatz zur Reduzierung von herausforderndem Verhalten sind strukturierte Versorgungsprotokolle. Diese Protokolle beinhalten Methoden zur Identifizierung von nicht erfüllten Bedürfnissen von Menschen mit Demenz im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten sowie vordefinierte spezifische nicht-pharmakologische und pharmakologischen Maßnahmen.

Fragestellung und Zielsetzung: Überprüfung der Wirksamkeit von strukturierten Versorgungsprotokollen zur Reduzierung von herausfordernden Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine systematische Übersichtsarbeit nach den Methoden von Cochrane durchgeführt. Eine systematische Literaturrecherche erfolgte in den Datenbanken MEDLINE, CINAHL und der Cochrane Library, zusätzlich wurden weitere Quellen in die Suche einbezogen (z. B. Citationtracking). Die Studienauswahl, Datenextraktion und die Bewertung der Studienqualität erfolgte durch zwei Autorinnen unabhängig voneinander. Aufgrund der geringen Anzahl der eingeschlossenen Studien und der ausgeprägten Heterogenität wurde eine narrative Synthese durchgeführt.

Ergebnisse: Nach De-duplikation wurden 305 Treffer identifiziert, davon erfüllten vier Studien die Einschlusskriterien. Alle eingeschlossenen Studien waren cluster-randomisierte Studien. Die Interventionen beinhalteten jeweils ein Assessment zur Erfassung von nicht erfüllten Bedürfnissen sowie verschiedene nicht-pharmakologische und pharmakologische Maßnahmen zu Reduzierung von herausforderndem Verhalten. Die Kontrollgruppe erhielten allgemeine Informationen oder Schulungen zu dem Thema herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz. Eine Studie verglich zwei Versionen eines strukturierten Versorgungsprotokolls. Die Studienqualität war moderat bis hoch. Insgesamt konnten die strukturierten Versorgungsprotokolle herausforderndes Verhalten reduzieren, in zwei Studien zeigte sich eine Reduzierung auch in den Kontrollgruppen. Eine vertiefende Analyse wird derzeit durchgeführt.

Diskussion: Es liegen nur wenige Studien zur Wirksamkeit von strukturierten Versorgungsprotokollen zur Reduzierung von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege vor. Es zeigt sich ein Trend für einen größeren Nutzen dieser Interventionen im Vergleich zu einfacher Information oder Schulung zu herausforderndem Verhalten.

Praktische Implikationen: Interventionen zur Reduzierung von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege sind aufgrund der hohen Prävalenz von großer Relevanz für die Praxis. Aufgrund der geringen Zahl an Studien, gewisser methodischer Limitierungen und einer ausgeprägten Heterogenität können keine eindeutigen Empfehlungen für die Praxis ausgesprochen werden.