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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Moralische Probleme des Einsatzes osteuropäischer live-in-Hilfen in der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz – Qualitative Inhaltsanalyse und ethische Untersuchung von Angehörigenperspektiven in Onlineforen

Meeting Abstract

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  • Simon Gerhards - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Abteilung Ethik in der Medizin, Oldenburg, Deutschland
  • Milena von Kutzleben - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Abteilung Organisationsbezogene Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Mark Schweda - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Abteilung Ethik in der Medizin, Oldenburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf215

doi: 10.3205/20dkvf215, urn:nbn:de:0183-20dkvf2154

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Gerhards et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: In Deutschland sind derzeit ca. 100.000 bis 300.000 sogenannte live-in-Hilfen meist aus osteuropäischen Ländern in der häuslichen Versorgung von pflegebedürftigen Menschen tätig. Oft ist das Vorliegen einer Demenz der Grund für diese Pflegearrangements mit dem Ziel, eine Heimeinweisung zu verhindern. Der Forschungsstand bildet bislang vor allem die Perspektive der live-in-Hilfen ab und deutet auf vielfältige ethische Probleme hin. Eine systematische Betrachtung dieser ethischen Problemfelder im Kontext demenzieller Erkrankungen fehlt bisher.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Arbeit ist die Exploration ethischer Problemfelder in der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz durch osteuropäische live-in-Hilfen. Sie untersucht Perspektiven der Angehörigen, um im Sinne einer empirisch informierten Versorgungsethik moralische Probleme bei der Inanspruchnahme von Care-Dienstleistungen osteuropäischer live-in-Hilfen zu identifizieren und unter anderem individual-, familien-, pflege- und sozialethisch zu reflektieren. So kann zum Beispiel das Vermeiden einer Heimeinweisung moralische Wertvorstellungen der Angehörigen bezüglich familiärer Pflichten oder guter Pflege implizieren.

1. DESKRIPTION: Wie erleben Angehörige pflegebedürftiger Menschen mit Demenz das Versorgungsarrangement mit osteuropäischen live-in-Hilfen und welche moralischen Probleme thematisieren Angehörige diesbezüglich?

2. ETHISCHE ANALYSE: Wie sind diese moralischen Probleme ethisch einzuordnen?

Methode: In einem qualitativ-explorativen Studiendesign werden themenspezifische Beiträge von betroffenen Angehörigen aus den archivierten Verläufen dreier öffentlicher Onlineforen untersucht. Unter Verwendung inhaltlicher Kategorien wird eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse angelehnt an Mayring erfolgen.

Erwartete Ergebnisse: Es wird eine empirisch-fundierte Bestandsaufnahme der moralischen Probleme und Konflikte im Erleben betroffener Angehöriger angestrebt. Eine Erweiterung des bisherigen Erkenntnisstands ergibt sich einerseits durch die vertiefte Exploration der Angehörigenperspektiven und andererseits durch die bisher ausstehende dezidiert ethische Reflexion des Versorgungsarrangements mit live-in-Hilfen für Menschen mit Demenz.

Diskussion: In inhaltlicher Hinsicht ermöglicht die gewählte Online-Forschungsmethode eine erste systematisierende Exploration des Feldes. In methodischer Hinsicht sollen die Stärken der Vorgehensweise erprobt und reflektiert werden. Die forschungsethische Reflexion der geplanten Online-Methodologie stellt ein eigenes innovatives Moment dar und wirft zum Beispiel Fragen zu Privatheit oder Öffentlichkeit von Online-Inhalten als Forschungsgegenstand auf.

Praktische Implikationen: Diese Arbeit trägt zur empirisch-fundierten ethischen Aktualisierung des wissenschaftlichen Diskurses zu migrantischen live-in-Hilfen in der häuslichen Versorgung bei, erweitert den Diskurs um spezifische Aspekte der Demenzversorgung und erschließt die Thematik für weitere empirische (Online-)Sozial-forschung und (versorgungs-)ethische Untersuchungen.