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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Beratung zu assistiven Technologien in der Pflege – Mixed Methods Studie mit BeraterInnen für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz

Meeting Abstract

  • Denny Paulicke - Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Christian Buhtz - Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Sebastian Hofstetter - Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Karsten Schwarz - Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Gabriele Meyer - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Patrick Jahn - Institut für Gesundheitswissenschaft, Abteilung Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät der Universität Tübingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf213

doi: 10.3205/20dkvf213, urn:nbn:de:0183-20dkvf2131

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Paulicke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Integration von assistiven Technologien, z.B. zur kognitive Aktivierung oder zum Aktivitätsmonitoring, in den Pflegealltag wird zunehmend auch für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz diskutiert. Die professionelle Beratung bildet für die Angehörigen eine wichtigen Anlauf- und Bezugspunkt als Wissens- und Informationsquelle. Die Perspektiven der Pflege-BeraterInnen zur Vermittlung von Wissen und zum Kompetenzaufbau zu assistiven Technologien in der Pflege sind in diesem Zusammenhang bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Rolle spielen assistive Technologien in der Beratung? Welche Erwartungen und Anforderungen werden aus Sicht der BeraterInnen zur didaktisch-methodischen Integration formuliert? Ziel ist es, die Perspektiven konzeptionell aufzugreifen und in ein theoretisches Modell zu integrieren.

Methode: Es wurde ein Mixed Methods Studiendesign gewählt. Eine Fragebogenerhebung (n=47) und vertiefende Experteninterviews (n=5) wurden durchgeführt. Der Fragebogen wurde iterativ entwickelt und ein Pretest durchgeführt. Neben soziodemografischen Daten wurden das Wissen und die Aufgeschlossenheit bezüglich der Anwendung von Technologien und die Fortbildungsbereitschaft zu assistiven Technologien sowie die Einschätzung zu didaktischen Umsetzungen erfasst. Die Auswertung erfolgte nach deskriptiven statistischen Parametern. Im Anschluss wurden vertiefende ExpertInneninterviews mit BeraterInnen durchgeführt, die nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2010) ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Assistive Technologien spielen in Informations- und Beratungsstrukturen in der kostenfreien und unabhängigen Beratung nach §7a SGB XI in Sachsen-Anhalt bisher keine Rolle. Die BeraterInnen zeigen eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber der Integration assistiver Technologien (66%). Die meisten assistiven Technologien, die Unterstützung im Pflegealltag der Angehörigen von Menschen mit Demenz bringen könnten, sind den Befragten zwar bekannt, bisher jedoch kein Bestandteil der Beratung. Insgesamt besteht überwiegend der Wunsch, das Thema in die Beratung aufzunehmen (80,1%). Die BeraterInnen können sich hierbei vor allem videobasierte Anleitungen sowie Workshops in Erfahrungsräumen, in denen die Technologien erfahrbar und erlebbar sind sowie konkret für individuelle Pflegesituationen erklärt werden, vorstellen. Es wird explizit erörtert, dass die Beratung zu assistiven Technologien für die pflegenden Angehörigen die geeignete Anlaufstelle ist.

Diskussion: Die bisherigen Informationsmöglichkeiten zu assistiven Technologien werden von den BeraterInnen als unzureichend eingeschätzt. Um den Informationsbedürfnissen von pflegenden Angehörigen zu assistiven Technologien adäquat zu begegnen, bedarf es des gezielten Kompetenzaufbaus der BeraterInnen.

Praktische Implikation: Die Erprobung von „Train the Trainer“ Programmen, in denen didaktische Reflexionen zum Erleben, Reflektieren und Anwenden assistiver Technologien im Fokus stehen, könnte ein erster Schritt sein. Langfristig sollte die Thematik als Standardleistung der Beratungen etabliert werden.