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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Öffentliches Stigma gegenüber informell Pflegenden von älteren Pflegebedürftigen (65 Jahre und älter): Relevanz des Geschlechts und der Arbeitstätigkeit der Pflegenden

Meeting Abstract

  • Larissa Zwar - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Matthias C. Angermeyer - Center for Public Mental Health, Gösing am Wagram, Österreich
  • Herbert Matschinger - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Andre Hajek - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf210

doi: 10.3205/20dkvf210, urn:nbn:de:0183-20dkvf2101

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Zwar et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Stigma ist eine zentrale Gesundheitsdeterminante. Bisher wurde das öffentliche Stigma gegenüber informell Pflegenden von älteren Pflegebedürftigen jedoch kaum untersucht. Studien zur Untersuchung der Relevanz der Eigenschaften der Pflegenden hinsichtlich des Stigmas ihnen gegenüber, fehlen noch gänzlich.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie war daher die Untersuchung der Relevanz des Arbeitstätigkeitsstatus und des Geschlechts der Pflegenden für das öffentliche Stigma das gegenüber informell Pflegenden von älteren Pflegebedürftigen (65 Jahren und älter) gezeigt wird.

Methode: Anhand einer Online-Umfrage wurden 1037 Personen befragt, welche anhand eines Quotensystems basierend auf dem deutschen Mikrozensus aus der in Deutschland lebenden Bevölkerung im Alter von mindestens 18 Jahren und älter gezogen wurden. Die Teilnehmenden wurden zufällig einer Vignette zugeteilt, welche hinsichtlich des Geschlechts und der Arbeitstätigkeit der Pflegenden (sowie Geschlecht und Art der Beeinträchtigung der Pflegebedürftigen) variiert wurde. Nach Durchlesen der Vignette sollten die Teilnehmenden den Fragebogen beantworten, welcher öffentliches Stigma als emotionale (Emotionen) und kognitive (Stereotype) Reaktion sowie als Verhalten (soziale Distanz) gegenüber den Pflegenden in der Vignette erfasst. Als Kontrollvariablen wurde die Soziodemografie der Teilnehmenden berücksichtigt. Adjustierte lineare Regressionsanalysen mit robusten Standardfehlern wurden berechnet.

Ergebnisse: Es wurde ein Zusammenhang festgestellt zwischen der Beurteilung männlicher Pflegender und erhöhter sozialer Distanz im Vergleich mit der Beurteilung weiblicher Pflegender. Ein Zusammenhang zeigte sich zudem zwischen der Beurteilung arbeitstätiger Pflegender und reduzierter sozialer Distanz sowie erhöhten positiven Stereotypen im Vergleich zu nicht-arbeitstätigen Pflegenden.

In ergänzenden Analysen zeigten sich bei der Untersuchung von Reaktionen ausschließlich gegenüber weiblichen Pflegenden mehr positive Stereotype gegenüber arbeitstätigen weiblichen Pflegenden verglichen mit nicht-arbeitstätigen weiblichen Pflegenden.

Bei Untersuchung der Reaktionen ausschließlich gegenüber arbeitstätigen Pflegenden zeigte sich nur bei der Beurteilung männlicher arbeitstätiger Pflegender erhöhte soziale Distanz im Vergleich zu weiblichen arbeitstätigen Pflegenden.

Diskussion: Die Befunde verdeutlichen die Relevanz der Eigenschaften der Pflegenden für die öffentliche Stigmatisierung. Sie deuten darauf hin, dass männliche und nicht-arbeitstätige Pflegende stärker öffentlich stigmatisiert werden.

Praktische Implikationen: Interventionen zur Reduktion des öffentlichen Stigmas gegenüber männlichen und nicht-arbeitstätigen Pflegenden werden empfohlen.