Artikel
Prozessevaluation einer komplexen Intervention zur Verbesserung von sozialer Teilhabe und Aktivität von älteren Menschen mit Gelenkkontrakturen in Pflegeheimen: Erste Ergebnisse einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Ältere Menschen in Pflegeheimen sind häufig von Gelenkkontrakturen betroffen, die sie in ihrer sozialen Teilhabe und ihren Alltagsaktivitäten beeinträchtigen. Wir haben die komplexe Intervention PECAN (Participation Enabling CAre in Nursing homes) entwickelt und pilotiert. PECAN soll individuelle Teilhabe- und Aktivitätsziele durch Maßnahmen auf Bewohner*innen- und Einrichtungsebene verwirklichen. Die Implementierung der Intervention in den Einrichtungen erfolgt mithilfe eines Multiplikatorenprogramms. PECAN wird in einer cluster-randomisierten Studie auf Wirksamkeit und Sicherheit überprüft. Die primären Endpunkte sind soziale Teilhabe und Aktivität der teilnehmenden Bewohner*innen.
Fragestellung und Zielsetzung: Um die Wirksamkeit der Intervention in Abhängigkeit von der Implementierungsstrategie und des Kontextes zu verstehen, wird eine umfassende Prozessevaluation durchgeführt. Betrachtet werden:
(1) Rekrutierungsstrategie,
(2) Prozesse im Hinblick auf die Implementierungsstrategie von PECAN,
(3) Wirkmechanismen von Veränderungsprozessen auf Cluster- und individueller Ebene,
(4) Einfluss kontextueller Faktoren auf die Implementierung und die Outcomes.
Methode: Die Prozessevaluation basiert auf der Leitlinie des Medical Research Council und verwendet ein Mixed-Methods Design, um Daten auf Cluster- und individueller Ebene über den Interventionszeitraum von 12 Monaten hinweg zu erheben. Die Auswertung der standardisierten Fragebögen erfolgt mittels deskriptiver Statistik. Qualitative Daten aus Protokollen, leitfadengestützten Einzel- und Fokusgruppeninterviews werden inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Für die Studie konnten 562 Bewohner*innen aus 35 Pflegeheimen in zwei Regionen in Deutschland eingeschlossen werden. Davon sind 18 Pflegeheime in der Interventions- und 17 in der Kontrollgruppe. Im Vorfeld wurden 256 Heime für die Rekrutierung kontaktiert. An den Multiplikatorenschulungen nahmen insgesamt 45 Mitarbeiter*innen teil. Davon übernahmen 37 Gesundheitsfachpersonen die Multiplikatorenrolle in den Einrichtungen, unterstützt durch 61 Besuche des Studienteams vor Ort. An den Informationsveranstaltungen in den Clustern nahmen 347 Personen teil (im Mittel 19). Mitarbeiter*innen der Pflege und Betreuung waren zu 61,9% zufrieden mit der Umsetzung von PECAN in ihrer Einrichtung (n=194). Weitere Ergebnisse zu Implementierungsstrategien, Veränderungsprozessen sowie Einflüssen der Kontextfaktoren können zum Zeitpunkt des Kongresses vorgestellt werden.
Diskussion: Bisherige Ergebnisse der theoriegeleiteten Prozessevaluation deuten darauf hin, dass PECAN erfolgreich in allen Einrichtungen auf Cluster- und individueller Ebene implementiert werden konnte. Allerdings ergaben sich Herausforderungen bei der Erfassung von Veränderungsprozessen in den jeweiligen Einrichtungen. Hier bedarf es einer Weiterentwicklung der Methodik.
Praktische Implikationen: Die Ergebnisse der Prozessevaluation ermöglichen eine evidenzbasierte Weiterentwicklung der PECAN Intervention und liefern wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung und Durchführung von komplexen Interventionen in Alten- und Pflegeheimen.