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Versorgungsmuster vor und nach der Inanspruchnahme von Notaufnahmen anhand von GKV-Routinedaten im Innovationsprojekt INDEED
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Als erste Anlaufstelle bei der Versorgung kritisch erkrankter Patienten spielen Notaufnahmen eine entscheidende Rolle. Steigende Fallzahlen in den letzten Dekaden bringen Versorgungsstrukturen an ihre Belastungsgrenzen und gehen mit Ineffizienzen einher. Versorgungsmuster können helfen, Behandlungswege und das Inanspruchnahmeverhalten von Patient*innen in Versorgungsstrukturen zu identifizieren und zu analysieren. Im Innovationsfondsprojekt INDEED (01VSF16044, Inanspruchnahme und sektorenübergreifende Versorgungsmuster von Patienten in Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland) wurden in einem Teilprojekt mittels bundesweiter Routinedaten von AOK-Versicherten sektorenübergreifende Versorgungsverläufe betrachtet.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche Versorgungsmuster weist die Inanspruchnahme medizinischer Behandlung von Versicherten der AOK vor oder nach einer Notaufnahmebehandlung auf?
Methode oder Hypothese: Im Rahmen einer Kohortenstudie wurden GKV-Routinedaten aller volljährigen AOK-Versicherten, welche im Kalenderjahr 2016 eine Notaufnahme in Anspruch genommen haben (EBM 01210 ff.; Aufnahmegrund Notfall („xx07“)) analysiert. Ambulante Arztkontakte, stationäre Behandlungen und weitere Notaufnahmebehandlungen im Zeitraum von 2 Jahren vor bis 1 Jahr nach der Index-Notaufnahmebehandlung wurden ausgewertet. Für die statistischen Analysen wurden die Behandlungspfade in den Zeitfenstern 730, 30 und 7 Tage vor bzw. 7, 30 und 365 Tage nach Indexbehandlung aggregiert und anhand von Sankey-Diagrammen dargestellt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 5.168.105 Notaufnahmeinanspruchnahmen von 3.460.459 Versicherten analysiert. Innerhalb der 2 Jahre vor der Notaufnahmeinanspruchnahme waren 51,9% der AOK-Versicherten zuletzt bei einem Hausarzt. Bezogen auf die 30 Tage vor Notaufnahme lag dieser Anteil bei 21,2%. Im Prä-30-Tage-Zeitraum waren 8,8 Prozent bereits mindestens einmal und 1,0 Prozent mindestens zweimal in einer Notaufnahme. 50,5% hat in diesem Zeitraum keinen Arzt- oder Klinikkontakt. In Hinblick auf die ersten beiden ärztlichen Kontakte innerhalb von 30 Tagen nach Notaufnahmebehandlung werden 1,0% der Fälle zweimal in der Notaufnahme behandelt. 0,9% der Fälle versterben innerhalb der ersten 30 Tage nach Notaufnahmebehandlung ohne eine Folgebehandlung.
Diskussion: Erstmals konnte das Inanspruchnahmeverhalten bei Vertragsärzten, Kliniken und Notaufnahmen durch Patient*innen vor und nach einer Notaufnahmevorstellung mit GKV-Routinedaten abgebildet werden. In weiteren Analysen werden die hier abgebildeten Patientengruppen hinsichtlich ihrer diagnosespezifischen Behandlungsbedarfe und entsprechender sektorenübergreifender Versorgungsverläufe charakterisiert.
Praktische Implikationen: Die Identifikation von Patientengruppen mit vergleichbaren Versorgungsmustern muss noch tiefergehend beforscht werden. Gezielte Interventionen können Patientengruppen mit spezifischen Versorgungsverläufe adressieren.