Artikel
Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Adhärenz bei Patienten mit Herzinsuffizienz
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, mit schlechter Prognose. Psychische Belastungen treten häufig zusätzlich auf und können die Prognose verschlechtern. Eine mögliche Ursache könnte eine durch psychische Belastung verschlechterte Adhärenz sein, sowohl hinsichtlich der Empfehlungen zum Lebensstil (Lebensstil-Adhärenz), als auch hinsichtlich der medikamentösen Adhärenz. Nur eine Studie mit kleiner Patientenzahl untersuchte bisher diesen Zusammenhang [1].
Fragestellung und Zielsetzung: Dieses Vorhaben untersucht die Assoziation zwischen psychischer Belastung und medikamentöser Adhärenz/Lebensstil-Adhärenz bei Herzinsuffizienzpatienten. Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen Adhärenz und weiteren Faktoren geprüft. Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und medikamentöser Adhärenz/Lebensstil-Adhärenz? Welche weiteren Faktoren sind mit beiden Arten der Adhärenz assoziiert?
Methode oder Hypothese: In dieser querschnittlichen Analyse wurden Daten von 3.099 Herzinsuffizienz-Patienten ausgewertet. Die Patienten (74 ±10 Jahre) wurden über hausärztliche Praxen rekrutiert. Die Patienten füllten einen Fragebogen aus, die zugehörigen Hausärzte wurden telefonisch befragt. Die Adhärenz wurde anhand der Morisky Scale (medikamentöse Adhärenz) und anhand von 9 Items basierend auf der Patienteninformation der DEGAM Leitlinie Herzinsuffizienz (Lebensstil-Adhärenz) erhoben. Die Auswertung erfolgte durch multivariable Regressionsmodelle.
Ergebnisse: Das Vorhandensein einer psychischen Belastung war signifikant mit medikamentöser Adhärenz assoziiert (OR=0.635; p<0.001). Ein entsprechender Zusammenhang konnte für Lebensstil-Adhärenz nach der Kontrolle durch potentielle Einflussvariablen nicht mehr nachgewiesen werden (B=0.025; p=0,752). Männliches Geschlecht, jüngeres Alter, niedrigere Selbstwirksamkeitserwartung und ein geringerer Bekanntheitsgrad zwischen Arzt und Patient waren sowohl mit niedrigerer medikamentöser als auch Lebensstil-Adhärenz assoziiert. Zusätzlicher Risikofaktor für niedrigere medikamentöse Adhärenz war ein höherer Bildungsgrad. Ein höherer Body Mass Index, ein weniger ausgeprägtes soziales Netzwerk, der Status „alleinlebend“, weniger chronische Erkrankungen und das fehlende Bewusstsein für die eigene Herzinsuffizienzdiagnose waren nur mit einer niedrigeren Lebensstil-Adhärenz assoziiert.
Diskussion: Aufgrund der voneinander abweichenden Risikoprofile für geringe medikamentöse und Lebensstil-Adhärenz scheinen unterschiedliche Strategien notwendig, je nachdem welche Art der Adhärenz gesteigert werden soll.
Praktische Implikationen: Viele der Faktoren bergen die Möglichkeit, diese im klinischen Alltag anzugehen. Psychische Belastung zu erkennen und behandeln, könnte die medikamentöse Adhärenz verbessern. Um die Lebensstil-Adhärenz zu steigern, könnte ein wichtiger Ansatzpunkt sein, dass der Patient seine eigene Herzinsuffizienzdiagnose versteht.