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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Die Rolle der sozialen Isolation in der Beziehung zwischen depressiver Symptomatik und Verwitwung – ein Vergleich zwischen den verwitweten und verheirateten Ältesten in Deutschland

Meeting Abstract

  • Franziska Förster - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universitätsklinikum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Melanie Luppa - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universitätsklinikum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Pabst - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universitätsklinikum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Margrit Löbner - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universitätsklinikum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Martin Scherer - Zentrum für Psychosoziale Medizin, UKE, Hamburg, Deutschland
  • Michael Wagner - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Neurospychologie der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universitätsklinikum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf184

doi: 10.3205/20dkvf184, urn:nbn:de:0183-20dkvf1849

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Förster et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ziel der Studie ist die Untersuchung der Auswirkungen sozialer Isolation auf die Entwicklung depressiver Symptome bei verwitweten und verheirateten alten Menschen. Bisherige Forschung zeigt, dass Verwitwete häufiger weiblich, älter und niedriger gebildet sind. Genau diese soziodemografischen Faktoren stellen selbst ein erhöhtes Depressionsrisiko dar, unabhängig vom Familienstand.

Fragestellung und Zielsetzung: Unterscheiden sich die depressiven Symptome bei verwitweten und verheirateten Hochaltrigen, wenn sich die beiden Gruppen in ihrer Soziodemografie nicht unterscheiden? Macht es dabei einen Unterschied ob soziale Isolation vorliegt oder nicht?

Methode oder Hypothese: Für die Analyse wurden die Daten der Alterskohorten AgeCoDe/AgeQualiDe verwendet. Um mögliche Unterschiede zwischen verwitwete und verheiratete Personen in Alter, Geschlecht und Bildung auszuschließen, wurden die beiden Gruppen zunächst durch entropy-balancing in diesen soziodemografischen Faktoren angeglichen. Mixed-Regressionsanalysen wurden verwendet, um die Entwicklung depressiver Symptome bei verwitweten und verheirateten älteren Menschen in Abhängigkeit vom Risiko sozialer Isolation zu untersuchen.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Teilnehmer zu Beginn der Studie betrug 86 Jahre. 437 (63,06%) der Stichprobe waren weiblich. Es gibt keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Anzahl der depressiven Symptome zwischen Männern und Frauen in der Gruppe der Verwitweten (β=-0,40; 95% -CI=-0,85; 0,05), aber Witwen, bei denen das Risiko einer sozialen Isolation besteht, zeigen mehr depressive Symptome als solche ohne Isolationsrisiko. In der verheirateten Gruppe haben Frauen signifikant mehr depressive Symptome als Männer, aber isolierte und nicht isolierte Personen unterscheiden sich nicht.

Diskussion: Insbesondere für Menschen, die ihren Ehepartner verloren haben, ändert sich das soziale Netzwerk erheblich und erhöht das Risiko einer sozialen Isolation. Bei verheirateten scheint es keinen Unterschied zu machen, ob soziale Isolation vorliegt oder nicht.

Praktische Implikationen: Soziale Isolation stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung depressiver Symptome bei Verwitweten dar und sollte in der hausärztlichen Versorgung berücksichtig werden.