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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Transdiagnostische Effektivität sportlicher Aktivität im ambulanten Kontext bei Patienten mit verschiedenen psychischen Erkrankungen

Meeting Abstract

  • Sebastian Wolf - Institut für Sportwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland; Psychologisches Institut, Abteilung für Klinische Psychologie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Johanna-Marie Zeibig - Institut für Sportwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland; Psychologisches Institut, Abteilung für Klinische Psychologie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Gorden Sudeck - Institut für Sportwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Britta Seiffer - Institut für Sportwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland; Psychologisches Institut, Abteilung für Klinische Psychologie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Martin Hautzinger - Psychologisches Institut, Abteilung für Klinische Psychologie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf183

doi: 10.3205/20dkvf183, urn:nbn:de:0183-20dkvf1831

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Wolf et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Sportliche Aktivität (SpA) kann die Symptomatik bei Angststörungen, Depressionen und Insomnie reduzieren [1], [2], [3]. Trotz der überzeugenden Wirksamkeit von SpA existieren bisher keine störungsübergreifenden sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen für den ambulanten psychotherapeutischen Kontext.

Fragestellung und Zielsetzung: Eine manualisierte, zwölfwöchige sport- und bewegungstherapeutische Intervention namens „ImPuls“ [4] wurde entwickelt. Diese basiert auf der Evidenz zur therapeutischen Wirksamkeit von SpA: regelmäßig (2–3x/Woche), ausdauerorientiert, mit mindestens moderater Intensität und einer Dauer von 30 Minuten. Durch den Einsatz von Techniken zur Verhaltensänderung soll eine nachhaltige Förderung von SpA gewährleistet werden. Ziel Forschungsprojektes war es die Intervention im ambulanten Versorgungskontext bei Patienten mit psychischen Erkrankungen zu evaluieren

Methode oder Hypothese: Im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie und einem 2 (Interventionsgruppe (IG) vs. passive Kontrollgruppe (KG)) x 2 (Prä (vor der Intervention) vs. Post (nach der Intervention)) gemischt-faktoriellen Forschungsdesigns wurde die Intervention evaluiert. Getestet wurde, ob sich Teilnehmer*innen der IG hinsichtlich ihrer globalen Symptomschwere und störungsspezifischen Symptomatik sowie ihrem Ausmaß an SpA signifikant im Vergleich zur KG verbessern würden. Diagnostizierte Patienten wurden randomisiert der IG (n=3-5) oder der KG (n=3-5) zugeteilt. Es nahmen 74 Personen (IG: n=36, KG: n=36).

Ergebnisse: Ergebnisse gemischter linearer Modell zeigen, dass sich die globale Symptomschwere [p=0.0068, d=0.77], die Ängstlichkeit [p=0.0024, d=0.87], Depressivität [p=0.015, d=0.68], Schlafqualität [p=0.0089, d=0.69] und SpA [p < 0.0001, d=0.82] der IG signifikant im Vergleich zu KG verbesserten.

Diskussion: Die vorliegenden Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ImPuls die globale und spezifische psychopathologische Symptomatik ambulanter Patient*innen mit Angststörungen, Depressionen und Insomnie senken und das Ausmaß von SpA steigern kann.

Praktische Implikationen: Durch die Implementierung von ImPuls in die ambulante Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen könnten Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz überbrückt werden. Zudem könnten diejenigen Patienten von ImPuls profitieren, die nicht durch Psychotherapie und Pharmakotherapie versorgt werden.


Literatur

1.
Morres ID, Hatzigeorgiadis A, Stathi A, Comoutos N, Arpin-Cribbie C, Krommidas C, Theodorakis Y. Aerobic exercise for adult patients with major depressive disorder in mental health services: A systematic review and meta-analysis. Depress Anxiety. 2019 Jan;36(1):39-53. DOI: 10.1002/da.22842 Externer Link
2.
Aylett E, Small N, Bower P. Exercise in the treatment of clinical anxiety in general practice - a systematic review and meta-analysis. BMC Health Serv Res. 2018 Jul;18(1):559. DOI: 10.1186/s12913-018-3313-5 Externer Link
3.
Banno M, Harada Y, Taniguchi M, Tobita R, Tsujimoto H, Tsujimoto Y, Kataoka Y, Noda A. Exercise can improve sleep quality: a systematic review and meta-analysis. PeerJ. 2018;6:e5172. DOI: 10.7717/peerj.5172 Externer Link
4.
Wolf S, Zeibig J, Hautzinger M, Sudeck G. Psychische Gesundheit durch Bewegung. ImPuls: Ein sport- und bewegungstherapeutisches Programm für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz; 2020.