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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Polarisierung und Kausalwirkung: Eine Dekomposition der Beziehung zwischen prekärer Beschäftigung und psychischer und physischer Gesundheit auf Basis der Sozioökonomischen Panels 2002–2016

Meeting Abstract

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  • Timo-Kolja Pförtner - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf182

doi: 10.3205/20dkvf182, urn:nbn:de:0183-20dkvf1828

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Pförtner.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Untersuchung der Kausalbeziehung zwischen prekärer Beschäftigung und Gesundheit steht derzeit noch am Anfang. Während eine Vielzahl existierender Studien einen Kausaleinfluss prekärer Beschäftigung auf die Gesundheit postuliert, belegen erste Panelanalysen, dass die Kausalwirkungen zwischen prekärer Beschäftigung und Gesundheit meist überschätzt wird und sich stattdessen eine Polarisierung in der Gesundheit zwischen prekär und nicht-prekär Beschäftigten abzeichnet.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen einer Panelanalyse zielt die vorliegende Studie auf die Fragen ab, ob und inwieweit der Zusammenhang zwischen einer Akkumulation prekärer Beschäftigung und der psychischen und physischen Gesundheit auf Unterschiede zwischen Personen (between-effect) oder auf Kausalwirkungen innerhalb einer Person (within-effect) beruht.

Methode: Die Analysen basierten auf acht Wellen des deutschen Sozioökonomisches Panels von 2002-2016 und hierbei alle erwerbstätigen im Alter von 18 bis 67 Jahren. Prekäre Beschäftigung wurde über einen additiven Index gebildet, der sich aus Informationen zu Niedriglohn, Erwerbsarmut, atypischer Beschäftigung, Arbeitsplatzunsicherheit, keine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und verminderte soziale Absicherung zusammensetzt. Die Gesundheit wurde über die psychische und physische Lebensqualität (HRQOL, SF-12v2) ermittelt. Wir verwendeten ein lineares-random-Effekts-Modell, das die Prädiktorenschätzung in eine Schätzung innerhalb einer Person und in eine Schätzung zwischen Personen aufteilt. Die Regressionsmodelle wurden für soziodemografische Variablen sowie dem Bildungs- und Berufsstatus kontrolliert.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede in der psychischen und physischen Gesundheit zwischen Personen wie auch eine signifikante Verschlechterung im psychischen und physischen Gesundheitszustand mit zunehmendem Grad der Prekarisierung innerhalb einer Person. Die Unterschiede in der psychischen und physischen Gesundheit zwischen Personen waren im Vergleich zu den Kausalwirkungen innerhalb einer Person größer.

Diskussion: Aus der Untersuchung wird deutlich, dass die Kausalwirkungen zwischen einer Akkumulation prekärer Beschäftigung und Gesundheit überschätzt werden und es vielmehr zu einer Polarisierung in der Gesundheit mit zunehmendem Grad der Prekarisierung kommt.

Praktische Implikationen: Maßnahmen zur Prävention und Förderung von Gesundheit müssen insbesondere an den lebenslaufspezifischen Bedingungen ansetzen, die zu einer Polarisierung der Gesundheit mit zunehmendem Grad der Prekarisierung führen.