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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Das RheVITAL-System: Digitales Selbstmanagement Rheumakranker

Meeting Abstract

  • Anja Stoye - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Ekkhard Genth - Verein zur Förderung der Rheumatologie e.V., Aachen, Deutschland
  • Monika Mallau - Verein zur Förderung der Rheumatologie e.V., Aachen, Deutschland
  • Wolfgang Vorbrüggen - Verein zur Förderung der Rheumatologie e.V., Aachen, Deutschland
  • Achim Fricker - Qinum GmbH, Köln
  • Wilfried Mau - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf171

doi: 10.3205/20dkvf171, urn:nbn:de:0183-20dkvf1711

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Stoye et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland leiden ca. 1,5 Millionen Erwachsene an einer chronisch entzündlich-rheumatischen Krankheit. Personen mit diesen Krankheiten können Aktivitäten des täglichen Lebens oft nur noch eingeschränkt ausüben, was zu Beeinträchtigungen der Teilhabe führen kann. Auch die Erwerbsfähigkeit ist vielfach eingeschränkt oder bedroht. Die Verminderung der entzündlichen Krankheitsaktivität allein ist daher kein ausreichendes Behandlungsziel; vielmehr müssen die funktionale Gesundheit und Teilhabe verbessert werden. Dabei sind auch die betroffenen Patienten vom Beginn an zum eigenverantwortlichen Krankheitsmanagement zu befähigen. Deshalb sind neben den etablierten Leistungen zur medizinischen Rehabilitation zunehmend neue Wege einschließlich digitaler Angebote zur Verbesserung des Krankheitsmanagements von Interesse.

Zielsetzung: Ziel des EFRE geförderten Verbund-Projekts RheVITAL ist die Entwicklung eines digitalen Systems, einschließlich einer Webapplikation, zur adaptiven Steuerung der umfassenden medizinischen Versorgung von Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Es soll der nachhaltigen Verbesserung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit der Betroffenen, einer Entlastung der behandelnden Ärzte bei der Dokumentation und therapierelevanten Kontrollen sowie der nachhaltigen Selbstbefähigung der Erkrankten dienen.

Methode: Unter Einbezug betroffener Patienten der Deutschen Rheuma-Liga e. V. und behandelnder Facharztgruppen wurde ein wissensbasiertes Steuerungssystem entwickelt, dass anhand der eingegebenen Daten mit einem Frühwarnsystem Auffälligkeiten meldet und daraus adäquate Handlungsempfehlungen sowohl für die Erkrankten als auch für die Behandelnden ableitet. Insgesamt 300 Patienten aus 10 Praxen testen nach intensiver Einweisung über einen Zeitraum von 6 Wochen das System und beantworten zu drei Messzeitpunkten Fragen zur Usability, Veränderungen im Krankheitsmanagement (HeiQ) und Arzt-Patienten-Interaktion.

Ergebnisse: Die Forschungspartnerinnen haben von Beginn an aktiv am Projekt mitgewirkt (z.B. Auswahl relevanter Teilhabebereiche, inhaltliche Prüfung und Ergänzung der Feedbacks, Usability). Das entwickelte System bietet einen umfassenden Überblick über den Krankheits- und Therapieverlauf. Bei negativer Änderung der Parameter erfolgt eine Meldung an die jeweiligen Ärzte und Patienten mit Verweisen auf medizinische und nicht-medizinische Maßnahmen. Darüber hinaus wird, wenn nötig, zeitnah ein Termin beim behandelnden Rheumatologen angeboten.

Diskussion: Durch die verbesserte leitlinienkonforme Therapiesteuerung mit RheVITAL sollen Therapieziele wie Schubvermeidung, Remission, Erhalt der Funktions- und Erwerbsfähigkeit sowie andere patientenrelevante Teilhabeziele besser erreichbar sein.

Praktische Implikation: Personalisierte Therapiemöglichkeiten und die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient sind Schlüssel zu einem bewussten und selbstbestimmten Leben mit einer chronischen Erkrankung. Das RheVITAL-System kann eine Plattform dafür sein. Ein Wirksamkeitsnachweis sollte in einer RCT-Studie erfolgen, um den Transfer des Systems als Medizinprodukt in die Routine zu gewährleisten.