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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Schnittstellenmangement in der psychosozialen Grundversorgung im ambulanten Sektor

Meeting Abstract

  • Silke Pawils - University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Institut für Med. Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Desiree Kolodziej - University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Institut für Med. Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Philipp Wolkwitz - University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Institut für Med. Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Nikola Nitzschke - Stiftung SeeYou, Hamburg, Deutschland
  • Önke Siefert - Stiftung SeeYou, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf164

doi: 10.3205/20dkvf164, urn:nbn:de:0183-20dkvf1643

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Pawils et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im Vergleich zur Normalbevölkerung sind die Risiken für Kinder aus psychosozial oder gesundheitlich hoch belasteten Familien, eine schwere, chronische oder psychische Krankheit oder gravierende Entwicklungsstörungen zu erleiden, deutlich erhöht [1]. Trotz des Vorhandenseins von spezifischen und unspezifischen Unterstützungsangeboten für Familien mit psychosozialen Belastungen zeigen Untersuchungen vielfach, dass gerade diese Familien nicht im Hilfesystem ankommen bzw. unterstützende Angebote nur unzureichend in Anspruch nehmen [2]. Als Barrieren für die Inanspruchnahme bei psychosozial belasteten Familien sind die wichtigsten hinderlichen elterlichen Faktoren mangelndes Wissen über bestehende Angebote sowie die Erwartung von nicht bewältigbarem, mit der Inanspruchnahme einhergehendem Aufwand [3].

Fragestellung und Zielsetzung: Das Projekt untersucht, wie die sektorenübergreifende Zusammenarbeit von ambulanter Gynäkologie bzw. Pädiatrie mit der Kinder- und Jugendhilfe zur Umsetzung der gesetzlich geforderten Präventionsleistungen gemäß §§ 20, 24d und 26 SGB V unter Effektivitäts- und Effizienzaspekten bestmöglich gelingen kann.

Methode oder Hypothese: Die in der Regelversorgung bestehenden Routineuntersuchungen zur Schwangerenvorsorge (Gynäkologie) und Früherkennung von Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen („U“-Untersuchungen, Pädiatrie) werden um eine psychosoziale Belastungsanamnese erweitert. In einem empirischen Vergleich gegenüber Treatment as usual (TAU) wird ein lotsengestütztes Verfahren („Supported Treatment“) mit einer Variante ohne systematische Einbindung der Jugendhilfe („Qualified Treatment“) verglichen (Clusterrandomisierter Kontrollgruppenvergleich der Bedingungen) Bei 23 teilnehmenden Praxen werden n=447 unterstützungsbedürftige Fälle, die in die regionale Jugendhilfe weitergeleitet werden, in die engeren Analysen eingeschlossen.

Ergebnisse: Primäre Outcomes sind die Effektivität und Effizienz der neuen Versorgungsformen im Vergleich zur aktuellen Versorgung (TAU). Als sekundäre Outcomes werden die Akzeptanz und Machbarkeit der Versorgungsformen mittels Patienten- und Praxenbefragung ermittelt, die Verbesserung der Selbstwirksamkeit und der Lebensqualität der Patienten gegenüber TAU und die Generalisierbarkeit durch Analyse der regionalen Einflüsse (städtisch-ländliches Einzugsgebiet, Gemeinschafts- versus Einzelpraxis) geprüft.

Diskussion: Die Ergebnisse sind hinsichtlich der praxisspezifischen Umsetzung in den neuen Versorgungsformen zu diskutieren.

Praktische Implikationen: Die neuen Versorgungsformen können das Schnittstellenmangement Medizin-Jugendhilfe in der ambulanten Versorgung von Schwangeren und/oder Familien verbessern.

[1] Dragano, N., Gerhardus, A., Kurth, B. M., Kurth, T., Razum, O., Stang, A., ... & Zeeb, H. (2016).

[2] Kölch, M., & Schmid, M. (2014).

[3] Hefti, S., Kölch, M., Di Gallo, A., Stierli, R., Roth, B., & Schmid, M. (2016).