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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Abbildung der Qualitätsdimensionen nach DIN EN 15224 im Benchmarking von Krankenhäusern

Meeting Abstract

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  • Jürgen Stausberg - Essen, Deutschland
  • Thilo Grüning - Deutsche Krankenhausgesellschaft, Berlin, Deutschland
  • Christiane van Emmerich - Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf143

doi: 10.3205/20dkvf143, urn:nbn:de:0183-20dkvf1431

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Stausberg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Parallel zur Einführung von Fallpauschalen und Sonderentgelten im Jahre 1996 wurde vom Gesetzgeber eine verpflichtende Qualitätssicherung von Krankenhäusern über den damaligen § 137 SGB V eingeführt (EQS). Zudem etablierten sich freiwillige Initiativen zum Benchmarking von Krankenhäusern wie die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) mit den German Inpatient Quality Indicators (G-IQI) oder der Verein Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser (QKK). Für diese Verfahren fehlte bisher eine explizite Feststellung, welcher Definition von Qualität diese Verfahren folgen und inwieweit sie die Qualität in ihren unterschiedlichen Dimensionen abbilden. Die DIN EN 15224:2012 „Dienstleistungen in der Gesundheitsversorgung – Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen nach EN ISO 9001:2008“ bietet mit elf Dimensionen dazu einen Ansatz.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie werden die elf Qualitätsdimensionen der DIN EN 15224 durch EQS, G-IQI und QKK abgebildet?

Methode oder Hypothese: Jede Kennzahl der drei Verfahren wurde einer Qualitätsdimension zugeordnet. Hierbei wurden alle Kennzahlen der Verfahren eingeschlossen, unabhängig von deren Ausweisung als Qualitätsindikator. Für die Zuordnung wurden Informationen aus den Verfahren unterstützend genutzt. Bei allen drei Verfahren lag eine Abbildung der Kennzahlen auf die Kategorien von Qualität nach Donabedian vor, teilweise mit verfeinerter Unterteilung: Anteil Verlegungen, Ergebnis, Indikation, Menge, Prozess, Struktur, Versterben und Verweildauer. Für QKK bestand außerdem bereits eine Zuordnung zur DIN EN 15224.

Ergebnisse: Von 684 Kennzahlen adressierten 266 die Patientensicherheit (39%), 146 die Wirksamkeit (21%), 118 die Verfügbarkeit (17%) und 105 eine angemessene, richtige Versorgung (15%). Auf diese vier Dimensionen entfielen 96% der G-IQI, 91% der Kennzahlen der EQS sowie 73% der QKK-Indikatoren. Patientenorientierte Dimensionen wie die „Einbeziehung des Patienten“ und die „auf den Patienten, einschließlich der körperlichen, psychologischen und sozialen Unversehrtheit ausgerichtete Versorgung“ wurden hingegen mit einer (QKK) bzw. sechs (3 EQS, 3 QKK) Kennzahlen kaum angesprochen. Den Dimensionen Effizienz und Gleichheit wurde keine Kennzahl zugeordnet.

Diskussion: Gängige Benchmarkingverfahren für Krankenhäuser in Deutschland deckten nur vier der elf Qualitätsdimensionen nach DIN EN 15224 mit einem Anteil von mehr als 10% der definierten Kennzahlen ab. Für die übrigen Dimensionen verblieben nur 7% der Kennzahlen. Die vier Dimensionen spiegeln vor allem die aus Sicht der Leistungserbringer wichtigen Aspekte der medizinischen Versorgung wider. Gesellschaftliche Anliegen wie Effizienz oder Gleichheit werden ebenso wie die Orientierung auf den Patienten durch die Kennzahlen wenig abgebildet.

Praktische Implikationen: Das Vorgehen bei der Entwicklung von Indikatoren hat in Deutschland zu einem einseitigen Blick auf die Qualität der stationären Versorgung geführt. Bei der Indikatorenentwicklung sollte zukünftig auf eine möglichst vollständige Abbildung aller Qualitätsdimensionen der DIN EN 15224 oder einer anderen anerkannten Qualitätsdefinition geachtet werden.