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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Evaluation einer Qualitätsinitiative zur Verbesserung der Akutversorgung der Sepsis

Meeting Abstract

  • Daniel Schwarzkopf - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Hendrik Rüddel - Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Veit Kinne - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Mathias Pletz - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Konrad Reinhart - Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland; Visiting Professor, Berlin Institute of Health, Berlin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf141

doi: 10.3205/20dkvf141, urn:nbn:de:0183-20dkvf1411

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Schwarzkopf et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Sepsis ist eine der häufigsten Ursachen vermeidbarer Todesfälle im Krankenhaus. Das Deutsche Qualitätsbündnis Sepsis (DQS) ist eine niederschwellige Qualitätsinitiative zur Verbesserung der Akutversorgung der Sepsis [1].

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Effekte hat die Teilnahme am DQS auf die Sepsissterblichkeit? Welche Rahmenbedingungen und Prozesse beeinflussen den Erfolg?

Methode oder Hypothese: Intervention: quartalsweise Qualitätsberichte zur risikoadjustierten Sepsissterblichkeit auf Basis von Abrechnungsdaten [2], freiwillige Peer-Reviews, und Schulungsmaterialien. Zeitraum: Retrospektive Datenerfassung ab 01.2014, Interventionsbeginn 04.2016, Evaluation der Daten bis 12.2019. Datenbasis: Abrechnungsdaten gemäß §21KhEntgG; Analysen: Unterbrochene Zeitreihenanalysen der monatlichen Sepsissterblichkeiten mittels hierarchischer linearer Modelle und bei Kontrolle für saisonale Effekte. Prozessevaluation: Online-Befragung lokaler Hauptverantwortlicher im Herbst 2018, Befragung von Peer-Review-Teilnehmern.

Ergebnisse: Initial nahmen 46 Krankenhäuser, zeitweise bis zu 80 Krankenhäuser teil, hiervon 17 Universitätsklinika; 10 Peer-Reviews wurden durchgeführt. Ergebnisevaluation: Die Risikoadjustierte Krankenhaussterblichkeit bei Sepsis war im Schnitt 41%. In den Zeitreihenanalysen zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Niveau oder Verlauf vor- und nach Beginn der Teilnahme am DQS. Prozessevaluation: In Onlinebefragung (n=49) wurde die Arbeit des Studienteams und die Qualitätsberichte im Median mit Note 2 bewertet, nur eine Minderheit der Krankenhäuser berichtete substantielle Veränderungsmaßnahmen implementiert zu haben (u.a. Existenz interdisziplinärer Qualitätsverbesserungsteams: 8/49, Mitarbeiterweiterbildungen auf Normalstationen: 4/48). Die häufigsten Hindernisse für Erfolge waren fehlende Zeit der Verantwortlichen (78%), genereller Personalmangel (59%) und mangelnde Beteiligung relevanter Abteilungen (39%). Verbesserungsvorschläge aus Peer-Reviews wurden von 84% befragter Kliniker (n=24) als nützlich bewertet.

Diskussion: Die niederschwelligen Unterstützungsangebote des DQS wurden durch die beteiligten Krankenhäuser positiv bewertet. Die für die Qualitätsverbesserung empfohlenen Maßnahmen wurden jedoch aufgrund mangelnder Ressourcen in zu wenigen Krankenhäusern systematisch implementiert, um substantielle Effekte auf die Sterblichkeit zu entfalten.

Praktische Implikationen: Krankenhäuser benötigen mehr Ressourcen für freiwillige Qualitätssicherung. Zur besseren Unterstützung der Häuser durch das DQS soll eine digitale Plattform mit individualisierbaren E-Learning Modulen entwickelt werden. Hierzu wurde im März 2020 ein Förderantrag beim Innovationsfonds gestellt.


Literatur

1.
Schwarzkopf D, Rüddel H, Gründling M, Putensen C, Reinhart K. The German Quality Network Sepsis: study protocol for the evaluation of a quality collaborative on decreasing sepsis-related mortality in a quasi-experimental difference-in-differences design. Implement Sci. 2018 Jan;13(1):15. DOI: 10.1186/s13012-017-0706-5 Externer Link
2.
Schwarzkopf D, Fleischmann-Struzek C, Rüddel H, Reinhart K, Thomas-Rüddel DO. A risk-model for hospital mortality among patients with severe sepsis or septic shock based on German national administrative claims data. PLoS ONE. 2018;13(3):e0194371. DOI: 10.1371/journal.pone.0194371 Externer Link