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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Kombination klinischer Daten und electronic Patient Reported Outcomes (ePROs) zur Verbesserung der Dialyseverträglichkeit und Patientenzufriedenheit (ProDial-Projekt)

Meeting Abstract

  • Anja Stoye - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Matthias Girndt - Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Victor Walendy - Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Joachim Beige - Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland; KfH Nierenzentrum und Abteilung Nephrologie, Klinikum St. Georg Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Oeser - Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS), Leipzig, Deutschland
  • Thomas Neumuth - Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS), Leipzig, Deutschland
  • Wilfried Mau - Institut für Rehabilitationsmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf138

doi: 10.3205/20dkvf138, urn:nbn:de:0183-20dkvf1384

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Stoye et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten, die infolge einer Nierenerkrankung auf Hämodialyse (HD) angewiesen sind, erleben oft erhebliche körperliche Beschwerden und unterscheiden sich zum Teil stark hinsichtlich ihrer Begleiterkrankungen und der mentalen sowie physischen Belastbarkeit. Zur Verschlechterung des Allgemeinzustands tragen zusätzlich dialysebedingte Ereignisse bei, deren Häufigkeit und Ausprägung u.a. in enger Beziehung zum Alter, zur Komorbidität sowie zu verfahrenstechnischen Aspekten der Dialyse stehen. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Bedürfnisse und Handlungsbedarfe erfordern eine größere Individualisierung der Dialysetherapie. Das therapeutische Ziel sollte noch mehr als bisher die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Lebensqualität sein. Voraussetzung dafür ist eine routinemäßige individuelle Erfassung von Patient Reported Outcomes möglichst mittels digitaler Messinstrumente (ePRO) und ihre Zusammenführung mit dialysebedingten Ereignissen sowie anderen klinischen und verfahrenstechnischen Daten.

Fragestellung und Zielsetzung: In dem EU-geförderten interdisziplinären und multizentrischen Projekt „ProDial“ sollen die Umsetzungsmöglichkeit der routinemäßigen Erfassung von ePROs und ihre Zusammenführung mit klinischen und verfahrenstechnischen Daten mit Hilfe einer Biodateninfrastruktur untersucht werden. Damit soll dem nephrologischen Fachpersonal ein klareres Bild der individuellen Krankheitslast im engmaschigen Verlauf und eine Unterstützung zur Entscheidungsfindung hinsichtlich einer Anpassung der Dialyse für eine individuellere Behandlung gegeben werden. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung und Validierung einer mobilen Applikation zur Erhebung von ePROs im Kontext der Hämodialyse.

Methode: Zur Analyse dialysebezogener, physischer Symptome und der Lebensqualität werden während eines Beobachtungszeitraums von vier Wochen in einer eigens entwickelten Tablet-App das „Symptom Monitoring on Renal Replacement Therapy-Haemodialysis“, der „Kidney Disease Quality of Life 36“ sowie ein selbst entwickeltes Instrument zur Erfassung von spontan auftretenden weiteren Symptomen genutzt. In einer zu entwickelnden Datenbank werden technische Behandlungs- und Biodaten, einschließlich der ePROs zur Dialyseverträglichkeit, zeitlich synchronisiert und zusammengeführt.

Ergebnisse und Diskussion: Die Identifikation und Verknüpfung von klinischen, gerätebasierten Befunden und ePROs soll eine individualisierte und echtzeitbasierte Dialyse- und Behandlungssteuerung ermöglichen. Dies kann unter anderem die Kommunikation zwischen dem klinischen Personal und den Behandelten verbessern und die gemeinsame Entscheidungsfindung erleichtern. Durch die individualisierte Therapie soll die HD-Verträglichkeit verbessert und die Patientenzufriedenheit gesteigert werden.

Praktische Implikationen: Die in dieser Studie gewonnenen Daten können durch besser individualisierbare Behandlungsmaßnahmen, die Versorgungs- und die Lebensqualität von Dialysepatienten erhöhen. Perspektivisch kann damit die Entwicklung neuer „intelligenter“ Dialysegeräte unterstützt werden, die auf den programmierten Algorithmen dieser Studie basieren.