gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Anwendung von PROMs und PREMs bei der Evaluation von telemedizinischen Anwendungen: Überblick über die aktuelle Praxis

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Andreas Knapp - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf134

doi: 10.3205/20dkvf134, urn:nbn:de:0183-20dkvf1349

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Knapp.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Telemedizin umfasst eine Vielzahl an Indikationen und Interventionen. Die Menge an Kombinationen erschwert es die Effektivität von Telemedizinanwendungen untereinander, aber auch gegenüber nichttelemedizinischen Intervention zu vergleichen. Neben dem klassischen medizinischen Nutzen (Mortalität, Lebensqualität etc.), können Telemedizinanwendungen zu patientenrelevanten Verfahrens- und Strukturverbesserungen führen

Fragestellung und Zielsetzung: Um zu ermitteln wie Telemedizin unabhängig von klinischen und epidemiologischen Outcomes evaluiert wird, untersucht die Arbeit die patientenzentrierte Evaluation mittels Patient Reported Outcome Measures (PROM) und Patient Reported Experince Measures (PREM). Ziel ist es evidenzbasierte Aussagen über die aktuelle Evaluationspraxis durch PROM und PREM machen zu können.

Methode oder Hypothese: Mittels systematischer Literaturanalyse wurden Studien identifiziert, welche PROM und PREM in der Evaluation nutzen. Die Erhebungswerkzeuge wurden gesammelt und kategorisiert und Outcome Domänen zugeordnet. Die relativen Häufigkeiten für die Nutzung der Outcome Domänen im Allgemeinen, aber auch für verschiedenen Arten von telemedizinischen Interventionen und Studientypen als Surrogatparameter des Entwicklungstandes der telemedizinischen Anwendung wurden erhoben und analysiert.

Ergebnisse: Die meisterhobenen Domänen sind die gesundheitsbezogene Lebensqualität, emotionale Funktion, Adhärenz und die Zufriedenheit. Auswirkung auf die soziale Funktion, Nebenwirkungen, sowie technologische Aspekte (Akzeptanz, Usability, etc.) wurden weniger häufig ermittelt. PREM wurden im Vergleich zu PROM weniger erhoben. Die PREM wurden bevorzugt in frühen Entwicklungsphasen der Anwendung bzw. Studiendesigns mit niedrigen Evidenzgrad, erhoben. PROM in wurden vermehrt in späten Entwicklungsphasen bzw. Studiendesigns mit hohen Evidenzgrad erhoben. In etwa einen Viertel aller Studien wurden nicht validierte Erhebungswerkzeuge angewandt. Zwischen den verschiedenen Anwendungsgebieten gibt es Abweichungen in den ausgewählten Domänen. Die Auswahl und Menge an Erhebungswerkzeugen bedingt mehr durch die Intervention als die Indikation.

Diskussion: Die Evaluation von Telemedizin mittels patientenzentrierter Outcomes erfolgt aufgrund der Heterogenität der medizinischen Indikationen und den eigesetzten Technologien sehr unterschiedlich. Lediglich ein Zusammenhang zwischen dem Verhältnis von PROMs und PREMs und dem Evidenzlevel der Studien war erkennbar. Das uneinheitliche Vorgehen bei der patientenzentrierten Evaluation zeigt, dass telemedizinische Anwendungen individuell ihrer Eigenschaften evaluiert werden. Eine Standardisierung könnte die Vergleichbarkeit der Effektivität durch die Anwendungen ermöglichen. Ob und wie dies umsetzbar ist, steht noch offen.

Praktische Implikationen: Die Arbeit liefert einen Einblick in die bisherige Evaluationspraxis von Telemedizin mittels PROMs und PREMs und könnte bei der Entwicklung von einheitlichen Evaluationswerkzeugen dienen.