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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Gesundheitskompetenz von Menschen mit und ohne Behinderung und chronischer Erkrankung in Deutschland: Ergebnisse des repräsentativen GEDA 2014-Surveys

Meeting Abstract

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  • Lorena Denise Wetzel - Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland
  • Katharina Rathmann - Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf130

doi: 10.3205/20dkvf130, urn:nbn:de:0183-20dkvf1302

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Wetzel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Forschungsstand: Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung stellen eine vulnerable Bevölkerungsgruppe dar. Es bestehen wenige Studien zur Gesundheitskompetenz (GK) von Menschen mit Behinderung und Menschen mit chronischer Erkrankung, obgleich beide Bevölkerungsgruppen häufig eine eingeschränkte GK aufweisen. Eine eingeschränkte GK geht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko, einer häufigen Nutzung des Gesundheitssystems und vermeidbaren Kosten für das Gesundheitswesen einher.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Beitrags ist es, mit repräsentativen Daten die GK von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung im Vergleich zu Menschen, die entweder eine Behinderung oder chronische Erkrankung aufweisen und Personen mit keiner Behinderung und keiner chronischen Erkrankung zu ermitteln.

Methode: Datenbasis bildet der repräsentative Survey Gesundheit in Deutschland Aktuell (GEDA) 2014. Die Stichprobe umfasst N=20.116 Personen, darunter befinden sich 2.577 (12,8%) Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung, 7.003 Personen (34,8%) mit Behinderung oder chronischer Erkrankung sowie 10.536 (52,4%) Personen mit keiner Behinderung und keiner chronischen Erkrankung. Es werden uni-, bi- und multivariate Analysen durchgeführt.

Ergebnisse: 44,1% der Befragten mit Behinderung und chronischer Erkrankung berichten eine eingeschränkte GK im Vergleich zu Personen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung (38,0%) bzw. keiner Behinderung und keiner chronischen Erkrankung (33,2%). Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung weisen eine 1,21-fach (KI: 1,45-1,73; p<0,001) und Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung eine 1,08-fach (KI: 1,00-1,16; p=0,044) erhöhte Chance für eine eingeschränkte GK auf im Vergleich zu Menschen mit keiner Behinderung und keiner chronischen Erkrankung.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen Gradient zu Ungunsten von Menschen mit Behinderung bzw. chronischer Erkrankung. Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung werden in GEDA 2014 allerdings nicht vollständig abgebildet, da Personen, die in stationären Einrichtungen leben, systematisch von einer Studienteilnahme ausgeschlossen sind. U. a. sind Erhebungsinstrumente nicht in Leichter Sprache verfügbar, was z. B. Personen mit Lernschwierigkeit eine Studienteilnahme erschwert. Zukünftig sollten Studien auch Analysen nach Art der Behinderung und chronischen Erkrankung ermöglichen.

Praktische Implikationen: Die GK von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung sollte zielgruppenadäquat gefördert werden, um deren Gesundheit, Teilhabe sowie die Qualität, Effizienz, Patientensicherheit und den Abbau von Zugangsbarrieren in der Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Einrichtungen des Lebensalltags von Menschen mit Behinderung und Menschen mit chronischer Erkrankung sowie das Gesundheitswesen sind dazu aufgefordert sich im Sinne der organisationalen GK so zu gestalten, dass sich Personen mit eingeschränkter GK gesundheitskompetent in diesen zurechtfinden, diese in Anspruch nehmen können und Informationen zur Gesundheit leicht verstehen, kritisch beurteilen und in ihren Alltag überführen können.