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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Einsatz diversitätssensibler Maßnahmen in der stationären Gesundheitsversorgung – Ergebnisse einer postalischen Befragung von Krankenhäusern in Deutschland

Meeting Abstract

  • Fabian Erdsiek - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Humanmedizin, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
  • Tugba Aksakal - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Humanmedizin, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland; Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 3: Epidemiologie & International Public Health, Bielefeld, Deutschland
  • Dennis Padberg - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Humanmedizin, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
  • Maria Dyck - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Humanmedizin, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland; Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 3: Epidemiologie & International Public Health, Bielefeld, Deutschland
  • Yüce Yilmaz-Aslan - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG : Epidemiologie & International Public Health, Bielefeld, Deutschland
  • Oliver Razum - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 3: Epidemiologie & International Public Health, Bielefeld, Deutschland
  • Patrick Brzoska - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Humanmedizin, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf127

doi: 10.3205/20dkvf127, urn:nbn:de:0183-20dkvf1276

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Erdsiek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Diversitätsmerkmale wie Geschlecht, Alter oder Migrationshintergrund gehen vielfach mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen an die Versorgung einher [1]. Verschiedene Maßnahmen können helfen, dieser Vielfalt Rechnung zu tragen und eine höhere Nutzerorientierung zu sichern. Bisher ist jedoch unklar, inwiefern solche Maßnahmen in der stationären Versorgung bereits genutzt werden und welche Faktoren ihren Einsatz beeinflussen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie war es zu ermitteln, welche Bedeutung Einrichtungen der stationären Krankenhausversorgung einer diversitätssensiblen Ausrichtung beimessen, welche Maßnahmen und Strukturen vorhanden sind und welche Hindernisse eine Implementierung aus Sicht der Einrichtungen erschweren oder behindern.

Methode oder Hypothese: Mittels eines Papierfragebogens wurden alle vom Statistischen Bundesamt verzeichneten Krankenhäuser in Deutschland (n=1125) [2] postalisch befragt. Es wurde erhoben, welche Angebote in den Einrichtungen die Diversität von Patient*innen und Mitarbeiter*innen berücksichtigen, wie die Einrichtungen Diversitätssensibilität wahrnehmen und welche Faktoren eine Implementation beeinflussen. Die Daten wurden zunächst deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: 114 Einrichtungen nahmen an der Befragung teil. 66,7% der Einrichtungen sehen eine diversitätssensible Ausrichtung als notwendig an. Diversitätssensibilität wird dabei als wichtig für die Zufriedenheit der Patient*innen (80,7%), der Mitarbeiter*innen (72,8%) sowie für den Behandlungserfolg (75,4%) erachtet. In der Praxis spiegelt sich dies nur teilweise wider. Während 54,4% der Einrichtungen Diversität im Leitbild und 57,0% im Qualitätsmanagement verankert haben, verfügen nur je 14,9% über spezielle Arbeitsgruppen oder Diversitätsbeauftragte. Als Hindernisse bei der Umsetzung diversitätssensibler Angebote werden vorrangig fehlende finanzielle Ressourcen (52,6%), fehlende Anreize der Versorgungsträger (48,3%), organisatorische Schwierigkeiten (43,9%) und Unklarheiten hinsichtlich der Umsetzung (35,1%) genannt.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass ein großer Teil der befragten Einrichtungen eine diversitätssensible Ausrichtung als wichtig für die Patientenorientierung wahrnimmt. In der Praxis werden entsprechende Maßnahmen jedoch seltener umgesetzt. Als wesentliche Hindernisse werden dabei vorrangig finanzielle und organisatorische Aspekte angegeben.

Praktische Implikationen: Praktische Hilfestellungen zur Allokation von Ressourcen, Unterstützungsangebote zur Implementation diversitätssensibler Maßnahmen und weitere Untersuchungen zu den ökonomischen Aspekten entsprechender Angebote (z.B. Einsparpotenziale, Synergieeffekte) sind notwendig, um die Diversitätssensibilität und Patientenorientierung von Krankenhäusern zu fördern.


Literatur

1.
Campinha-Bacote J. Many faces: addressing diversity in health care. Online J Issues Nurs. 2003;8(1):3.
2.
Statistische Ämter des Bundes und der Länder.Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2016. Wiesbaden: DESTATIS; 2017.