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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Bewertung eines Vertrages zur Integrierten Versorgung mit dem Ziel der Krankheitsfrüherkennung bei Kindern und Jugendlichen aus Perspektive der Ärztinnen und Ärzte

Meeting Abstract

  • Kathrin Krüger - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Anne-Marie Lapstich - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Sebastian Liersch - Versorgungsmanagement, AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
  • Christian Krauth - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf119

doi: 10.3205/20dkvf119, urn:nbn:de:0183-20dkvf1197

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Krüger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Früherkennungsuntersuchungen sind besonders im Kindes- und Jugendalter wichtig. Für bestimmte Altersgruppen gibt es jedoch keine Vorsorgeuntersuchungen in der Regelversorgung. Daher entwickelte die AOK Nordost im Jahr 2007 ein Programm zur Integrierten Versorgung – AOK-Junior – mit dem Ziel die Regelversorgung durch altersspezifische Vorsorgemodule für 0-18-Jährige zu komplettieren.

Zielsetzung: Die vorgestellten Ergebnisse, bewerten das Programm AOK-Junior aus Perspektive der Ärzt*innen.

Methode: Um die Erfahrungen von Ärzt*innen in Berlin, Brandenburg (BB) und Mecklenburg-Vorpommern (MV) mit AOK-Junior zu erfassen, wurde basierend auf einer Literaturrecherche sowie qualitativen Telefoninterviews ein Fragebogen entwickelt. Im Oktober 2019 wurden 881 Ärzt*innen (Vollerhebung der Fachärzt*innen (FÄ) für Kinder- und Jugendmedizin sowie an AOK-Junior teilnehmende FÄ für Allgemeinmedizin) zu der querschnittlichen Onlinebefragung eingeladen (Response 12%).

Ergebnisse: In die Analyse wurden 87 am Programm AOK-Junior teilnehmende und 19 nicht-teilnehmende FÄ eingeschlossen. Am Programm AOK-Junior teilnehmende FÄ sind im Durchschnitt 52,3 Jahre alt, zu 69% weiblich, 81% sind selbstständig und 19% angestellt tätig. Die Nicht-Teilnehmenden sind im Vergleich durchschnittlich etwas jünger (50,8 Jahre), weniger häufig weiblich (56%) und seltener selbstständig (28%). Häufigster Grund für die Teilnahme sind die zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen, U10, U11, J2 (91%), gefolgt von dem Zusatzangebot für die Patient*innen (54%) sowie dem Vorhandensein vergleichbarer Verträge mit anderen Krankenkassen (41%). Die Nutzung der verschiedenen Module variiert zwischen 13-99%. Insgesamt geben zwei Drittel an, ziemlich bis sehr zufrieden mit AOK-Junior zu sein, ein Viertel hingegen gar nicht bis wenig, wobei sich Unterschiede zwischen den Bundesländern zeigen. Am häufigsten wird in Berlin und BB Unzufriedenheit in Bezug auf den bürokratischen Aufwand, den Zeitaufwand und den Abrechnungsweg angegeben, während in MV Unzufriedenheit bzgl. der Informationen durch die Krankenkasse und die Verbesserung der lückenlosen Versorgung herrscht. Zufriedenheit wird insgesamt am häufigsten hinsichtlich der Umsetzung der Verbesserung der Vorsorge gegenüber der Regelversorgung genannt. Als Verbesserungspotentiale werden vor allem die Vorschläge „Übersicht zu Ernährungsberatern in der Praxisumgebung“ (81%), „Häufigere Information zu Neuerungen“ (77%) und „Förderung bei der Anschaffung von benötigten Geräten“ (73%) bewertet.

Diskussion: Es zeigt sich, dass AOK-Junior insgesamt von den teilnehmenden FÄ eher positiv bewertet wird. An verschiedenen Stellen ist jedoch Verbesserungspotential vorhanden, welches zwischen den Bundesländern variiert. Vor allem hinsichtlich der Abwicklungsprozesse herrscht Unzufriedenheit in Berlin und BB.

Praktische Implikationen: Durch Aufgreifen der befürworteten Verbesserungsvorschläge, Berücksichtigung der Potentiale und Barrieren der Selektivverträge in den Bundesländern sowie einen Abbau bürokratischer und organisatorischer Hürden, könnte die Zufriedenheit der FÄ und die Nutzung bereits bestehender sowie weiterer Module erhöht werden.