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10-Jahres-Evaluation der populationsbezogenen Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal – INTEGRAL
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund: Der bevölkerungsbezogene und morbiditätsübergreifende Ansatz der Integrierten Versorgung „Gesundes Kinzigtal„ (IVGK) intendiert, die individuelle Versorgungsqualität und Patientenzufriedenheit zu verbessern sowie die Gesundheit der gesamten Kinzigtal-Bevölkerung und die Arbeitszufriedenheit des Gesundheitspersonals zu steigern. Gleichzeitig sollen die Pro-Kopf-Kosten der Gesundheitsversorgung gesenkt werden. Zentrales Element ist hierbei ein shared-savings-contract zwischen IVGK und den gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Zu prüfen ist, ob trotz der Anreize für Einsparungen, die über die Jahre hinweg tatsächlich realisiert werden konnten, die Versorgungsqualität im Kinzigtal auf lange Sicht gehalten werden konnte.
Zielsetzung: Beurteilung der Qualität der Versorgung in der Region Kinzigtal unter Routinebedingungen im Vergleich zur konventionellen Versorgung über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Methode: Grundlage der Qualitätsbeurteilung ist ein Set von 101 aus GKV-Daten berechenbaren Indikatoren, das für das Projekt zusammengestellt wurde. Berücksichtigt werden Erkrankungen, die durch spezifische Versorgungsprogramme der IVGK adressiert werden, sowie vor allem chronische Erkrankungen, die nicht speziell im Fokus stehen. Die Analysen fußen auf Daten von AOK-Versicherten für 2006–2015. Im Rahmen einer quasi-experimentellen Studie werden die zeitlichen Trends pro Indikator (standardisierte Prävalenzänderungen im 5-Jahres-Zeitraum mit Konfidenzintervall) im Kinzigtal als Interventionsregion mit den Trends in 13 weiteren Regionen mit ähnlicher Bevölkerungs- und Versorgungsstruktur als Primärkontrollen und einer zusätzlichen Stichprobe von Versicherten aus Baden-Württemberg als Sekundärkontrollen verglichen. Vor der Analyse wurden Kriterien für die Kontrolle von Störfaktoren und für die Relevanz von Veränderungen festgelegt.
Ergebnisse: Bei 88 von 101 geprüften Indikatoren konnte kein relevanter Unterschied zwischen dem Trend von IVGK und dem mittleren Trend der Kontrollregionen gezeigt werden. Bei 6 Indikatoren (3 IVGK-spezifisch) wurde ein signifikanter und relevanter Unterschied zugunsten der IVGK beobachtet, 7 Indikatoren (4 IGVK-spezifisch) zeigten einen im Vergleich zu den Kontrollen negativ abweichenden Trend. Die indikatorübergreifende Zusammenfassung der Ergebnisse zeigte für IVGK keinen statistisch signifikanten Unterschied zu den Kontrollregionen.
Diskussion: Unseres Wissens wurde die integrierte Versorgung in Deutschland erstmals an mehreren strukturell vergleichbaren Kontrollregionen mit einem umfassenden Indikatorenset und einer statistischen Methode zur Zusammenfassung der Ergebnisse der einzelnen Indikatoren gemessen. In den 10 Jahren scheint der shared-savings-contract die Versorgungsqualität nicht negativ beeinflusst zu haben.
Praktische Implikationen: Einsparungen im Rahmen integrierter Versorgungsmodelle können ohne negative Konsequenzen für die Bevölkerung bleiben. Das entwickelte Indikatorenset zur Beurteilung der Gesundheitsversorgung sowie der Ansatz zur Definition von Kontrollregionen können in anderen Settings verwendet werden.
Förderung: Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), Innovationsfonds: 01VSF16002.