gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Entwicklung und psychometrische Prüfung des „Freiburger Fragebogens zur Medikamentenadhärenz (FF-MedAd)“ im Indikationsgebiet Kardiologie

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Katharina Quaschning - Albert-Ludwigs-University Freiburg, Medical Psychology and Medical Sociology, Medical Faculty, Freiburg, Deutschland
  • Mirjam Körner - Albert-Ludwigs-University Freiburg, Medical Psychology and Medical Sociology, Medical Faculty, Freiburg, Deutschland
  • Markus Wirtz - University of Education, Department for Research Methodology, Freiburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf098

doi: 10.3205/20dkvf098, urn:nbn:de:0183-20dkvf0985

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Quaschning et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Mangelnde Medikamentenadhärenz gilt national wie auch international als zentrales Problem bei der Behandlung von chronisch kranken Menschen mit Langzeit- und Polymedikation. Bei vielen Dauertherapien wird von einer angemessenen Medikamentenadhärenz von rund 50 Prozent berichtet. Als mögliche Ursachen dafür werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soziale und ökonomische (u.a. Alter), systembedingte (u.a. Qualität Arzt-Patient-Beziehung), krankheitsbedingte (u.a. Komorbidität), therapiebedingte (u.a. Nebenwirkungen) und patientenbedingte Faktoren (u.a. Vergesslichkeit) angegeben. Die Folgen mangelnder Medikamentenadhärenz sind nicht nur mit hohen Kosten für das Gesundheitswesen, sondern auch mit einer Gefährdung der Patientensicherheit (u.a. erhöhte Morbidität, Mortalität) verbunden. Zur Erfassung von Barrieren und Förderfaktoren der Medikamentenadhärenz wurden in internationalen wie nationalen Studien vor allem Instrumente aus dem englischen Sprachraum (u.a. MMAS-8) und deren deutschen Übersetzungen (u.a. MMAS-8D) eingesetzt. Zum Zeitpunkt der hier berichteten Untersuchung lag kein etabliertes Instrument in deutscher Sprache vor, welches die von der WHO beschriebenen Dimensionen der Medikamentenadhärenz im Indikationsgebiet Kardiologie umfassend, reliabel und valide erfasst.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung, psychometrische Prüfung und erste Validierung eines neuen Fragebogens zur mehrdimensionalen Erfassung von Barrieren und Förderfaktoren der Medikamentenadhärenz von Menschen mit kardiologischen Erkrankungen auf system-, krankheits-, therapie- und patientenbedingter Ebene.

Methode oder Hypothese: Die Datenerhebung fand im Rahmen einer Querschnittsstudie in einer Einrichtung der kardiologischen Rehabilitation statt. Der Fragebogen wurde an einer Stichprobe von 133 Rehabilitanden überprüft. Die Analyse des Instruments erfolgte auf Item-, und Skalenebene sowie mittels exploratorischer Faktorenanalyse.

Ergebnisse: Der „Freiburger Fragebogen zur Medikamentenadhärenz (FF-MedAd)“ umfasst 30 Items, die acht Faktoren abbilden. Drei der Faktoren repräsentieren Förderfaktoren (Vertrauen, Informiertheit, Kommunikation) und fünf der Faktoren Barrieren der Medikamentenadhärenz (Vorbehalte, Selbstständige Einnahmeentscheidung, Sorgloser Umgang, Vergessen/Vertauschen, Spezifische Probleme). Die psychometrische Prüfung ergab auf Item- und Skalenebene gute Kennwerte, die internen Konsistenzen der Skalen waren überwiegend zufriedenstellend (Cronbachs alpha .61 bis .87). Die Zusammenhänge der Skalen geben Hinweise auf die faktorielle und Konstruktvalidität des Instruments.

Diskussion: In einer künftigen Untersuchung (geplanter Beginn: Herbst 2020) soll die derzeitige Version des FF-MedAd auf der Grundlage einer zwischenzeitlich durchgeführten Patientenbefragung (n=22) weiterentwickelt und an einer größeren Stichprobe validiert werden.

Praktische Implikationen: Mit Hilfe des FF-MedAd können Einflussfaktoren auf die Medikamentenadhärenz auf verschiedenen Ebenen erfasst, Probleme identifiziert und Unterstützungsmöglichkeiten abgeleitet werden.