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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

„Äpfel mit Birnen?“ Methodische Ansätze zur Messung der Performance zahnmedizinischer Versorgungssysteme

Meeting Abstract

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  • David Klingenberger - Institut der Deutschen Zahnärzte, Köln, Deutschland
  • Cornelia Henschke - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf091

doi: 10.3205/20dkvf091, urn:nbn:de:0183-20dkvf0913

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Klingenberger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die „International Vergleichende Gesundheitssystemanalyse“ steht vor der Herausforderung, heterogene Systeme anhand von Kriterien hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit zu vergleichen und zu bewerten. Im Bereich der Zahnmedizin sind Indexsysteme verfügbar, mit denen die Mundgesundheit der Bevölkerung gemessen werden kann. Vergleiche fokussieren bislang primär auf den DMF-T (Decayed Missing Filled Teeth), der als Index das Ausmaß der Karieserfahrung wiedergibt. Andere weit verbreitete orale Erkrankungen wie etwa Parodontitis werden ausgeblendet, ebenso die Frage der prothetischen Versorgung.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie ist (a) die Sichtung und Bewertung der oralepidemiologischen Datenlage. Es soll herausgearbeitet werden, (b) welche Indexsysteme für einen Systemvergleich herangezogen werden können, und (c) welche Länder anhand dieser Indexsysteme letztlich vergleichbar sind.

Methode oder Hypothese: In einer vergleichenden Analyse werden 16 europäischen Staaten im Hinblick auf oralepidemiologische Outcomeparameter untersucht. Die Daten werden nach den Kriterien Aktualität, Repräsentativität und Anschlussfähigkeit − basierend auf einheitlichen methodischen Standards gemäß der WHO-Empfehlungen zu Oral Health Surveys − analysiert und bewertet.

Ergebnisse: Methodische Standards hinsichtlich Auswahl von Alterskohorten, Outcomeparameter und Indexsystemen sind unabdingbar für einen Gesundheitssystemvergleich. Insgesamt 11 der 16 einbezogenen Länder erfüllen mindestens eines der Kriterien nicht: (i) Vollständigkeit der oralepidemiologischen Daten, (ii) Verwendung relevanter Messkonzepte, (iii) Zugrundelegung gleicher Altersabgrenzungen (iv), Durchführung eines bevölkerungsrepräsentativen Mundgesundheitssurveys in der letzten Dekade. Am Beispiel der oralepidemiologischen Ergebnisse von Belgien, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Spanien konnte eine vergleichende Bewertung der Mundgesundheit vorgenommen werden.

Diskussion: Hindernisse für länderübergreifende Vergleiche der Performance zahnmedizinischer Versorgungssysteme sind vielfältig. Trotz international verfügbarer Standards sowie international agierender Organisationen und Fachgesellschaften ist die Datenlage schlecht. Auffällig ist zudem, dass vor allem Staaten, deren Bevölkerung eine vergleichsweise schlechte Mundgesundheit aufweist, nur selten und lückenhaft Daten zur Mundgesundheit erheben. Ohne Kenntnis der oralepidemiologischen Fakten lassen sich die gesetzten Mundgesundheitsziele nicht effizient verfolgen.

Praktische Implikationen: Der Beitrag zeigt Defizite und Möglichkeiten für Verbesserungen bei der oralepidemiologischen Datenlage auf und plädiert für eine verstärkte internationale Vernetzung von Profession und Wissenschaft.