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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Assoziation von körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen und dem chronischen Erschöpfungssysndrom in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Karel Kostev - Epidemiologie, IQVIA, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Marcel Konrad - FOM Hochschule für Oekonomie und Management, Frankfurt am Main, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf080

doi: 10.3205/20dkvf080, urn:nbn:de:0183-20dkvf0803

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Kostev et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Nur wenige Studien haben bisher die Auswirkungen körperlicher und psychiatrischer Erkrankungen auf das Risiko der Diagnose des chronischen Erschöpfungssyndroms (CES) untersucht.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Fall-Kontroll-Studie war es, die Assoziationen zwischen körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen und CES bei fast 19.800 Erwachsenen aus Deutschland zu untersuchen.

Methode oder Hypothese: Diese Studie umfasste Patienten, bei denen zwischen 2010 und 2017 (Indexdatum) in 1.238 Hausarztpraxen in Deutschland erstmals CES diagnostiziert worden war. Kontrollen ohne CES wurden Patienten mit CES 1:1 nach Geschlecht, Alter, Indexjahr und Praxis zugeordnet. Körperliche und psychiatrische Erkrankungen, die im Jahr vor dem Indexdatum diagnostiziert worden waren, wurden in die Studie eingeschlossen, wenn sie bei mindestens 3% der Patienten mit CES aufgetreten waren. Die Assoziationen zwischen körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen (35 potenzielle unabhängige Variablen) und CES (abhängige Variable) wurden in einem multivariaten bedingten logistischen Regressionsmodell analysiert, und körperliche und psychiatrische Erkrankungen wurden mit Hilfe schrittweiser Vorwärtsselektion in das Modell aufgenommen.

Ergebnisse: Diese Studie umfasste 9.896 Patienten mit CES und 9.896 Kontrollen ohne CES (65,1% waren Frauen; das mittlere Alter [Standardabweichung] betrug 49,5 [18,3] Jahre). Im multivariaten Regressionsmodell waren 13 Erkrankungen mit CES assoziiert. Die Erkrankungen mit der stärksten Assoziation mit CES waren Krebs (Odds Ratio [OR]=2,94, 95% Konfidenzintervall [KI]=2,47-3,49), nicht-psychotische psychische Erkrankungen (OR=2,33, 95% KI=1,93-2,81), Depressionen (OR=1,92, 95% KI=1,73-2,12) und Schlafstörungen (OR=1,78, 95% KI=1,56-2,03).

Diskussion: Krebs, nicht-psychotische psychische Störungen, Depressionen und Schlafstörungen waren stark und positiv mit CES assoziiert.

Praktische Implikationen: Basierend auf diesen Erkenntnissen sollten sich Hausärzte und andere Angehörige der Gesundheitsberufe bewusst sein, dass verschiedene körperliche und psychiatrische Erkrankungen positiv mit CES assoziiert sind. Angesichts der Tatsache, dass CES erst diagnostiziert wird, wenn die Müdigkeit mindestens sechs Monate anhält, kann die frühzeitige Beurteilung körperlicher und psychiatrischer Komorbiditäten dazu beitragen, Patienten mit einem besonderen Risiko für eine zukünftige CES-Diagnose zu identifizieren. Darüber hinaus kann die Behandlung von körperlichen und psychiatrischen Störungen bei Personen mit CES dazu beitragen, die Auswirkungen dieser Erkrankungen auf den Funktionsstatus und die Lebensqualität zu mildern und gleichzeitig die Wirkungen traditioneller Therapieansätze zu potenzieren.