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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Tätigkeitsstrukturanalyse zur Erfassung von Ressourcenverschwendung in der perioperativen Medizin

Meeting Abstract

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  • Gerald Götz - München Klinik gGmbH, München, Deutschland
  • Patrick Friederich - München Klinik gGmbH, Klinik Bogenhausen, München, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf077

doi: 10.3205/20dkvf077, urn:nbn:de:0183-20dkvf0776

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Götz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die anhaltende Verkürzung der Verweildauern in Kliniken hat erhebliche Auswirkungen auf perioperative Prozesse und erhöht den Druck auf Ärzte und Pflegekräfte. Klassische OP- Kennzahlen weisen jedoch nicht den durch die Leistungserbringer wahrgenommenen Aufwand aus. In der persönlichen Bewertung von Effizienz sind stattdessen logistische und technologische Elemente sowie zahlreiche in der perioperativen Medizin zu gestaltende fach- und berufsgruppenüber-greifende Schnittstellen aufwandsbestimmend. Im klassischen OP-Controlling sind keine Kennzahlen ausgewiesen, die den durch die beteiligten Berufsgruppen tatsächlich abverlangten Aufwand zur Ergebniserbringung abbildet. Trotz des themenbeherrschenden und per Gesetz postulierten Wirtschaftlichkeitsgebots im Gesundheitswesen lassen sich bislang kaum Nachweise in klassischen Studienformaten finden, in denen messbar Effizienzpotentiale abgebildet sind.

Fragestellung und Zielsetzung: Können durch Methoden des Lean Management in Kliniken Handlungsfelder zur Reduzierung nichtwertschöpfender Tätigkeiten identifiziert werden um insbesondere perioperative Leistungsprozesse effizienzorientiert anzupassen? Ziel war es, in einer unabhängigen Erhebung in den repräsentativen Tätigkeitsbereichen Ärztlicher Dienst, OP-Pflege, Intensivpflege, Anästhesie-Pflege und Stations-Pflege Störungs- und Verschwendungspotentiale zu ermitteln.

Methode oder Hypothese: Zur Messung wurden Methoden des Lean Management in Form standardisierter Tätigkeitsstrukturanalysen, Multimomentaufnahmen und Wertstromanalysen angewendet, um Störungen, Fehl- und Blindleistungen zu ermitteln und mit ihren Zeitanteilen von den wertschöpfenden Tätigkeiten abzugrenzen. Die Bewertung der nichtwertschöpfenden Zeitanteile erfolgte anhand einer Ordinalskala.

Ergebnisse: Auf der Grundlage eines strukturierten Fragenkatalogs wurden in 17 personenbezogenen Tätigkeitsstrukturanalysen und 5 Gruppeninterviews alle signifikanten Tätigkeiten pro Tag mit ihren jeweiligen Zeitanteilen dokumentiert. Dabei wurden insgesamt 255 Störungen, Fehl- bzw. Blindleistungen identifiziert. Zudem konnte die Schrittfolge der Tätigkeiten in den Prozessen beschrieben werden. Darüber hinaus wurde ein ausgeprägter Fragmentierungsgrad der Tätigkeiten sowie eine große Heterogenität innerhalb vergleichbarer Funktionsträger einer Berufsgruppe identifiziert.

Diskussion: Die Ergebnisse der Tätigkeitsstrukturanalysen weisen auf eine Reihe prozessualer und organisatorischer Handlungsfelder für die Optimierung der perioperativen Prozesse, der Erhöhung der Wertschöpfung sowie der Verbesserung der Arbeitszufriedenheit hin. In allen untersuchten Tätigkeitsbereichen und Berufsgruppen ließen sich Merkmale der Ressourcenverschwendung feststellen.

Praktische Implikationen: Die ermittelten Verschwendungspotentiale und Handlungsfelder finden Eingang in ein bereits laufendes Realisierungsvorhaben zur umfassenden Digitalisierung und Prozessoptimierung perioperativer Klinikprozesse. Die Erfolgswirksamkeit wird im Rahmen einer weiteren projektbegleitenden Studie gemessen.