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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Burnout, Work-Life Balance und subjektive Leistungsfähigkeit sächsischer Ärztinnen und Ärzte – Ergebnisse einer Repräsentativerhebung

Meeting Abstract

  • Felix Hussenoeder - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universiät Leipzig
  • Ines Conrad - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universiät Leipzig
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universiät Leipzig

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf070

doi: 10.3205/20dkvf070, urn:nbn:de:0183-20dkvf0703

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hussenoeder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die internationale Forschung zeigt ein erhöhtes Risiko für Burnout und eine ungünstige Work-Life Balance bei Medizinern. Diese können sich, z.B. in der Form von Behandlungsfehlern oder einer gestörten Arzt-Patienten-Beziehung, negativ auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auswirken.

Fragestellung und Zielsetzung: Untersuchung von Burnout, Work-Life Balance und subjektiven Leistungsfähigkeit sächsischer Ärztinnen und Ärzte.

Methode oder Hypothese: Eine Zufallsstichprobe von sächsische Ärztinnen und Ärzten (N=1412) wurde 2019 zu Berufszufriedenheit, Gesundheit und beruflicher Leistungsfähigkeit schriftlich befragt. Zusätzlich wurden umfangreiche Daten zu Soziodemographie und den Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit erhoben. Zur Erhebung wurde ein Fragebogen genutzt, welcher unter anderem die Trierer Kurzskala zur Messung der Work-Life Balance (TKS-WLB1), das Maslach Burnout lnventory – General Survey (MBI-GS2) und ein Item zur Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit beinhaltete. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Analyse mit den Ergebnissen einer ähnlichen Befragung aus dem Jahr 2007 in Bezug gesetzt.

Ergebnisse: Insgesamt nahm die Work-Life Balance mit dem Alter zu, bei ambulant tätigen Medizinern lag sie höher als bei denen in der Klinik. Vergleicht man die sächsischen Ärzte (Gesamtmittelwert: 3,6 ± 1,2) mit anderen Berufsgruppen aus der Validierungsstichprobe der TKS-WLB, so liegen sie in etwa gleich auf mit Lehrern aber unterhalb der Führungskräfte. Ärzte in der Klinik wiesen häufiger als ihre ambulanten Kollegen einzelne Burnout-Symptome auf (51,0% vs. 40,0%) oder waren von Burnout betroffen (6,6% vs. 2,9%, Klassifikation nach Kalimo et al. 2003), insgesamt hat sich die Situation hier in den letzten Jahren verschärft. Die sächsische Ärzteschaft weist dennoch insgesamt eine hohe subjektive Leistungsfähigkeit auf.

Diskussion: Die oftmals alarmierenden Ergebnisse internationaler Studien zur Ärztegesundheit lassen sich im deutschen Kontext nicht in dieser Weise replizieren. Dennoch könnte eine insgesamt gestiegene Verbreitung von Burnoutymptomatik, besonders im klinischen Bereich, mittelfristig ein Problem darstellen.

Praktische Implikationen: Interventionen und systemische Veränderungen mit dem Ziel einer Verbesserung der Work-Life Balance, v.a. bei jüngeren Medizinern, und der Prophylaxe von Burnout im stationären Bereich, können einen wichtigen Beitrag zur mittel- bis langfristigen Sicherstellung der psychischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Ärzteschaft leisten und sind damit von zentraler Bedeutung für die Sicherstellung und Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.

[1] Syrek et al. 2011.

[2] Schaufeli et al. 1996.

[3] Kalimo et al. 2003.