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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Herausforderungen bei der Umsetzung eines stresspräventiven Führungsverhaltens bei Führungskräften der mittleren Führungsebene in Krankenhäusern

Meeting Abstract

  • Elena Tsarouha - Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Felicitas Stuber - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Tanja Seifried-Dübon - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Natalia Radionova - Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Monika A. Rieger - Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Florian Junne - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf069

doi: 10.3205/20dkvf069, urn:nbn:de:0183-20dkvf0698

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Tsarouha et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Prävention psychosozialer Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz gewinnt in der internationalen Forschung zunehmend an Bedeutung. Dabei wird Führungskräften (FK) eine bedeutsame Rolle zugewiesen und ihr potentieller Einfluss auf die Mitarbeitergesundheit hervorgehoben. Jedoch müssen FK teilweise widersprüchliche Anforderungen bewältigen, wenn es gilt, wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen und gesundheitsorientiert zu führen. Dieses Spannungsfeld gilt insbesondere für Beschäftigte in Krankenhäusern, die daher im Mittelpunkt eines BMBF-geförderten Forschungsverbundes stehen.

Fragestellung und Zielsetzung: Der Beitrag fokussiert auf Herausforderungen von FK der mittleren Führungsebene in Krankenhäusern bei der Umsetzung eines stresspräventiven Führungsverhaltens. Dabei wird analysiert, wie FK ihre Führungsrolle wahrnehmen und welche Möglichkeiten und Grenzen sie bei der Umsetzung einer stresspräventiven Führung sehen.

Methode oder Hypothese: Das qualitative Forschungsdesign umfasst 30 leitfadengestützte Einzelinterviews mit mittleren FK eines tertiären Krankenhauses in Deutschland. Es wurden Bedarfe im Vorfeld der Entwicklung einer Fortbildung zum Thema „stresspräventive Führung“ erhoben. Zusätzlich liegen zehn leitfadengestützte Fokusgruppendiskussionen mit mittleren FK verschiedener Bereiche desselben Krankenhauses vor. Hierbei wurden die FK nach der Teilnahme am letzten Workshop der entwickelten Fortbildungsreihe gebeten, die Umsetzung der gelernten Inhalte zu reflektieren und zu beurteilen. Alle Gespräche wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert.

Ergebnisse: Die FK reflektierten ihre Erfahrungen in einer Sandwich-Position, im Rahmen derer sich Spannungen bei der Umsetzung einer stresspräventiven Führung ergeben. U.a. wurde berichtet, dass die nächsthöhere Führungsebene ein unzureichendes stresspräventives Verhalten pflege, was zu einer Mehrbelastung der mittleren Führungsebene führen könne, z.B. wenn Oberärzt*innen bei personeller Unterbesetzung die Sprechstunden durchführen, um Mitarbeitende (MA) zu entlasten. U.a. gelte es deshalb, Kommunikationsstrukturen zwischen Führungsebenen zu verbessern. Im Vortrag werden weitere, organisationale Barrieren (z. B. Personalbestand) präsentiert.

Diskussion: Durch die Auswahl der Befragten wurden Herausforderungen u.a. im Zusammenhang mit der Sandwich-Position mittlerer FK sichtbar. Dieser Aspekt bildet den Schwerpunkt der vorliegenden Auswertung, wobei die FK weitere Barrieren für die Umsetzung stresspräventiver Führung nannten. Die beschriebene Mehrbelastung der FK kann die gesundheitsförderliche Selbstführung einschränken und zu einer Fehlbelastung der FK führen. Zusätzlich kann eine negative Signalwirkung für die MA resultieren.

Praktische Implikationen: In hierarchischen Organisationen müssen Konzepte stresspräventiver Führung auf allen Führungsebenen vermittelt werden, um die FK bei der Umsetzung zu unterstützen. Dabei müssen die Handlungsspielräume und Einflussmöglichkeiten auf den verschiedenen Hierarchieebenen berücksichtigt werden.

Anmerkung: Monika A. Rieger und Florian Junne teilen sich die Letztautorenschaft.