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Tragepraxis und häufige Anwendungsfehler beim Einsatz von textilen Mund-Nasen-Bedeckungen in der Bevölkerung während der COVID-19-Pandemie in Deutschland
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die starken Restriktionen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Infektion während der COVID-19-Pandemie werden momentan unter infektionspräventiven Auflagen schrittweise gelockert und aufgehoben. Zentrale Bestandteile der Transmissionsvorbeugung bilden dabei Abstandsregelungen und das zusätzliche verpflichtende Tragen von textilen Mund-Nasen-Bedeckungen in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens. Die Masken sollen in primär mögliche Kontaktpersonen vor der Aufnahme erregerhaltigen Materials durch Tröpfchen und Aerosole über die Atemwege schützen. Diese Maßnahmen zur Prävention der Virus-Verbreitung insbesondere durch prä- und asymptomatische SARS-CoV-2- Träger werden ebenfalls von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) empfohlen. Voraussetzung für eine infektionspräventive Wirkung ist der korrekte Einsatz der Mund-Nasen-Bedeckungen, bei dem jedoch immer wieder Anwendungsfehler zu beobachten sind.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war die Analyse des Trageverhaltens von textilen Mund-Nasen-Bedeckungen in der Bevölkerung. Insbesondere wurde beobachtet welche Masken im öffentlichen Raum als Mund-Nasen-Bedeckung zum Einsatz kamen, ob der Einsatz korrekt erfolgte und welcher Art die beobachteten Anwendungsfehler waren.
Methode oder Hypothese: Es erfolgte eine prospektive Beobachtungsstudie in Bereichen, für die eine textile Mund-Nasen-Bedeckungspflicht nach §12a der Coronaschutzverordnung NRW (CoronaSchVO) vom 04.05.2020 galt (Lebensmittelgeschäfte, Einkaufszentren, Baumärkte sowie Fahrzeuge des öffentlichen Personennahverkehrs). Die Beobachtungssituationen waren den Beobachteten nicht bewusst. Basierend auf den RKI-Hinweisen „Atemschutzmaske: Häufige Anwendungsfehler“ [1] wurde eine Checkliste zur systematischen Datenerfassungen erstellt, die den getragenen Maskentyp, beobachtetes Geschlecht, geschätztes Alter und beobachtete Masken-Anwendungsfehler enthielt.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum 07.05.2020 bis 13.05.2020 wurden 2721 Personen in maskenpflichtigen Bereichen beobachtet. Die Gesamtcompliance zu Mund-Nasen-Bedeckungen betrug 97,2%. Am häufigsten kam der chirurgische Mund-Nasen-Schutz (MNS) (44,9%) zum Einsatz, gefolgt von Stoffmasken bzw. Community-Masken (39,8%), Filtrierende Halbmasken bzw. Filtering Face Piece (FFP-Masken) (7,1%) sowie Schals (5,4%). Keine Maske trugen 2,8% der Beobachteten. In 30,4% der Fälle wurde die Mund-Nasen-Bedeckung fehlerhaft getragen. Die häufigsten Anwendungsfehler fielen in die Kategorien „Maske unter der Nase getragen“ (41,4%) und „Nasenbügel nicht angepasst“ (20,8%). Der MNS wurden deutlich häufiger fehlerhaft eingesetzt als die übrigen Masken- Typen (p < .001).
Diskussion: In der Untersuchung zeigte sich eine hohe Gesamtcompliance beim Tragen der Mund-Nasen-Bedeckungen in der Bevölkerung von 97%. In 30% der Fälle wurden die Masken fehlerhaft getragen.
Praktische Implikationen: Es ergibt sich die Notwendigkeit einer gezielten, intensivierten Wissensvermittlung zur Maskenanwendung an die Bevölkerung, die die beobachteten Defizite berücksichtigt.