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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Corona-bezogene Gesundheitskompetenz

Meeting Abstract

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  • Saskia De Gani - Careum Stiftung, Bereich Gesundheitskompetenz, Zürich, Schweiz
  • Dominique Vogt - Careum Stiftung, Bereich Gesundheitskompetenz, Zürich, Schweiz

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf047

doi: 10.3205/20dkvf047, urn:nbn:de:0183-20dkvf0471

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 De Gani et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ein wichtiger Schritt zur Eindämmung der Pandemie ist die regelmässige und umfassende Aufklärung und Vermittlung von Informationen an die Bevölkerung. Die Bevölkerung ist besonders darauf angewiesen, dass die Informationen für sie zugänglich und verständlich sind und sie diese beurteilen und nutzen können, um angemessene Entscheidungen für ihre Gesundheit und die der Gesellschaft treffen zu können. Deshalb kommt der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und ihrer Stärkung durch die anbietenden und vermittelnden Instanzen von Corona-bezogenen Informationen eine besonders hohe Bedeutung zu.

Fragestellung und Zielsetzung: Mit der Erhebung der Corona-bezogenen Gesundheitskompetenz der Schweizer Bevölkerung sollte untersucht werden, welche Schwierigkeiten die Bevölkerung hat, Corona-bezogene Informationen zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und zu nutzen, um sich präventiv und gesundheitsförderlich verhalten zu können.

Methode oder Hypothese: Im Mai 2020 wurden 1.500 in der Schweiz wohnhafte Personen (Alter ≥ 18 Jahre) online zu ihren Schwierigkeiten im Umgang mit Corona-bezogenen Informationen befragt. Dazu wurde eine Corona-bezogene und in Deutschland bereits eingesetzte Version des Instruments „HLS-EU-Q16“ verwendet (Okan et al. 2020) und spezifisch für die Schweiz angepasst. Die Items wurden einzeln ausgewertet und ein Corona-bezogener Gesundheitskompetenz-Index modelliert.

Ergebnisse: 53% der Befragten verfügen über eine ausreichende Corona-bezogene Gesundheitskompetenz, während 32% eine problematische und 15% eine unzureichende Corona-bezogene Gesundheitskompetenz aufweisen.

Diskussion: Für viele ist es besonders schwierig, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen zu beurteilen und daraus Konsequenzen für ihr Verhalten und Schutzmassnahmen abzuleiten. Ebenso fällt es vielen Befragten schwer einzuschätzen, ob sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben sowie aufgrund von Informationen aus den Medien zu entscheiden, wie sie mit einer möglichen Infektion oder Erkrankung umgehen sollen. Die Mehrheit (90%) fühlt sich insgesamt gut bis sehr gut über die Pandemie informiert. Zeitgleich fühlt sich jedoch knapp die Hälfte (52%) durch die vielen Informationen verunsichert. Das Fernsehen ist gefolgt vom Internet die wichtigste Informationsquelle. Am meisten Vertrauen haben die Befragten hingegen in Informationen der Ärzteschaft und anderen Gesundheitsfachpersonen sowie den Gesundheitsbehörden.

Praktische Implikationen: Es ist zentral, dass den Menschen leicht verständliche und zielgruppenorientierte Informationen und Handlungsempfehlungen vermittelt werden. Zudem sollten sie unterstützt werden, vertrauenswürdige Informationen von Fehl- und Falschinformationen unterscheiden zu können. Damit wird es für sie leichter, Entscheidungen für präventives Verhalten, ihre eigene Gesundheit und die der Gesellschaft treffen zu können. Dies bildet schliesslich die Grundlage dafür, dass behördliche Massnahmen und Empfehlungen zur Eindämmung der Pandemie wirken.