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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Der COVID-Guide als digitales Werkzeug zur Selbsteinschätzung

Meeting Abstract

  • Andreas Meer - Health Care Quality Systems GmbH, Göttingen, Deutschland; in4medicine AG, Bern, Schweiz
  • Tobias Herrmann - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Almut Seyderhelm - Health Care Quality Systems GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Gordana Haverkamp - Health Care Quality Systems GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Björn Broge - Health Care Quality Systems GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Aurelius Baier - Health Care Quality Systems GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf037

doi: 10.3205/20dkvf037, urn:nbn:de:0183-20dkvf0376

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Meer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Coronavirus-Pandemie ist eine globale Herausforderung für die Belastbarkeit der Gesundheitssysteme. Neben der Testung und medizinischen Versorgung von Patient*innen mit COVID-19-Symptomen stellt bereits die Entscheidung, wann diese auf welche Art und Weise erfolgt, eine enorme organisatorische Herausforderung unter Aufwendung großer personeller Ressourcen dar.

Fragestellung und Zielsetzung: Aufgrund der Überlastung von Gesundheitsämtern, Arztpraxen, Kliniken und Bereitschaftsdienstzentralen war die Zielsetzung, Patient*innen zu befähigen, selbstständig ihre Symptome ersteinzuschätzen. Auf Grundlage der Ergebnisse des COVID-Guide können gezielt Maßnahmen ergriffen werden. Das Spektrum reicht dabei von der einfachen Selbstbehandlung über die Empfehlung eines zeitnahen Arztkontaktes bis hin zu einem notfallmäßigen Arzt- oder Klinikbesuchs. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf der Abklärung möglicher Anzeichen für eine COVID-19-Infektion, da auch während der Pandemie Patient*innen mit verwandten Beschwerdebildern oder aufgrund bestehender Grunderkrankungen ggf. dringlich einen Arzt aufsuchen müssen.

Methode oder Hypothese: Die digitale Selbsteinschätzung kann mit Hilfe einer als Medizinprodukt zertifizierten Webanwendung durchgeführt werden. Der COVID-Guide basiert auf der derzeit im schweizerischen und im deutschen Gesundheitswesen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen eingesetzte Ersteinschätzungssoftware SMASS/SmED, die dank künstlicher Intelligenz in der Lage ist, das klinische Risiko der Patienten zu stratifizieren, indem sie auf der Grundlage epidemiologischer Kriterien und klinischer Muster die beste umzusetzende Strategie identifiziert. Die Entwicklung wurde von einem internationalen Team durchgeführt. Aktiv wird das System in Deutschland, Italien und der Schweiz eingesetzt (Stand: April 2020). In Deutschland ist der COVID-Guide bereits in die Informations- und Versorgungsangebote vieler KVen integriert.

Ergebnisse: Erste Zwischenergebnisse werden im Sommer 2020 vorliegen und werden anschließend regelmäßig aktualisiert. Die Auswertung der Nutzung des COVID-Guides ermöglicht vor allen Dingen epidemiologische Erkenntnisse zu COVID-19-(Verdachts-)fällen in den Ländern, in denen das Tool genutzt wird. Darüber hinaus können Schlussfolgerungen über das Nutzerverhalten gezogen werden, die Aussagen hinsichtlich der individuellen Nutzungsintention oder Benutzerfreundlichkeit ermöglichen.

Diskussion: Die Analyse der Daten aus der Nutzung des COVID-Guides ermöglicht es durch die ungefilterte und niedrigschwellige Übermittlung von Informationen durch Patient*innen wichtige Erkenntnisse zum Krankheitsgeschehen in der Coronavirus-Pandemie zu messen. Der erstmalige Einsatz des Selbsteinschätzungstools dient zudem als Testlauf zur Erprobung der Benutzerfreundlichkeit und Laienverständlichkeit des Systems.

Praktische Implikationen: Die digitale Selbsteinschätzung von Patient*innen wird zukünftig über COVID-19-spezifische Symptomatik hinaus an Bedeutung gewinnen. Die KVen planen, entsprechende Tools in ihr Informations- und Versorgungsangebot zu integrieren.