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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Adhärenz und Indikationsgerechte Nutzung persönlicher Schutzausrüstung von medizinischem Personal während der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • Meike Neuwirth - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • Regine Galante - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • Andreas Kirchler - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • Frauke Mattner - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • Robin Otchwemah - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf035

doi: 10.3205/20dkvf035, urn:nbn:de:0183-20dkvf0354

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Neuwirth et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die COVID-19 -Pandemie ist weltweit eine massive Belastung für Gesellschaften, Wirtschafts- und Gesundheitssysteme. Bis zum 20.04.2020 waren weltweit 2.285.210 Personen positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet und 155.124 daran verstoben. Die Zahl der bestätigten Fälle und der damit verbundenen Todesfälle steigt trotz Maßnahmen zur Eindämmung weiter an. Der Schutz von Beschäftigten im Gesundheitswesen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 ist ein wichtiger Faktor, um die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Gesundheitssysteme zu gewährleisten und gleichzeitig die Mortalität von Mitarbeitern und Patienten sowie die Morbidität zu reduzieren.

Fragestellung und Zielsetzung: Schwachstellen im Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sollen identifiziert und analysiert werden, um zielgerichtete Schulungen für medizinisches Personal zur indikationsgerechten und richtigen Nutzung von PSA durchzuführen. In diesem Zusammenhang wird angenommen, dass die generelle PSA-Nutzung Schwachstellen aufweist und dass Mitarbeiter, die erfahrener mit Atemwegs- und COVID-19-Infektionen sind, bessere Performance erbringen als Unerfahrene.

Methode oder Hypothese: In einen Zeitraum von 27.02.–21.04.2020 wurden 127 Situationen, bei denen das Tragen der PSA nötig war, in einem Krankenhaus der Maximalversorgung auf 8 Stationen (2 Intensiv-, 5 Normalstationen und 1 Intermediate Care) beobachtet. Auf 3 dieser Stationen befanden sich zum Beobachtungszeitraum COVID-19 Patienten. Anhand evidenzbasierter Empfehlungen wurde eine Checkliste mit 18 Items für das korrekte Tragen der PSA bzw. der korrekten Reihenfolge des An- und Ausziehens der PSA erstellt.

Ergebnisse: Sowohl bei den COVID-19 Stationen (CS) als auch bei den Nicht COVID-19 Stationen (NCS) konnten Schwachstellen hinsichtlich des dichten Sitzes des MNS sowie der FFP2 Masken und der ausgelassenen Dichtigkeitsprüfung der FFP2 Masken festgestellt werden. Dabei erwiesen sich die Schwachstellen bei den CS als weniger ausgeprägt. Zudem wiesen die CS in den meisten Indikationen eine höhere Adhärenz (ADH) als NCS auf. Signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich hinsichtlich der Indikationen „korrektes Anziehen des Atemschutzes“ (p=.021; ADH CS 89%, NCS 54%), „korrekter Sitz des Atemschutzes“ (p <.001; ADH CS 50%, NCS 5%), „korrektes Ausziehen des Atemschutzes“ (p=.029; ADH CS 96%, NCS 80%), sowie „finale Händedesinfektion (HD) am Ende des Ausziehprozesses“ (p =.003, ADH CS 85%, NCS 54%).

Diskussion: Die Beobachtungen zeigten, dass die mit Infektionskrankheiten erfahrenen Mitarbeiter der CS eine bessere ADH, Kenntnisse sowie mehr Erfahrung in der Handhabung der PSA hatten. Schulungsbedarf konnte sowohl bei CS als auch bei NCS für die Indikationen „korrekter Sitz und Dichtigkeitsprüfung des Atemschutzes“ und der damit verbunden nicht abdichtende Sitz der Masken festgestellt werden. Auf NCS besteht darüber hinaus noch Schulungsbedarf hinsichtlich der HD während des An- und Auskleideprozesses.

Praktische Implikationen: Auf Basis dieser Erkenntnisse sollte ein an den Wissenstand angepasstes Schulungskonzept für beide Gruppen entwickelt werden, um Mitarbeiter und Patienten besser zu schützen.