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Entwicklung einer neuen Vergütungssystematik für das Belegarztwesen
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Studien zeigen, dass das Belegarztwesen insbesondere in ländlichen Regionen einen notwendigen Beitrag zur Sicherstellung der stationären Versorgung leistet [1], [2], [3]. Dennoch ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang der Anzahl der in Deutschland belegärztlich tätigen Ärzte zu beobachten. Während in 2010 noch 5.868 Ärzte als Belegärzte zugelassen waren, sank diese Anzahl auf 4.332 in 2019. Damit einhergehend konnte auch ein Rückgang belegärztlicher Leistungen gezeigt werden [1], [4]. Gründe für diese Entwicklung werden v.a. in der aktuellen Vergütungssystematik und der damit verbundenen Begünstigung einer Versorgung in Hauptabteilungen im Vergleich zu Belegabteilungen gesehen [5].
Fragestellung und Zielsetzung: Zielsetzung ist die Erarbeitung einer neuen Systematik für die Vergütung von intersektoralen Leistungen, mit deren Hilfe eine monetäre Anreizstruktur für die Durchführung belegärztlicher Behandlung geschaffen wird. Dadurch soll mittelfristig erreicht werden, dass wieder mehr Vertragsärzte als Belegärzte tätig werden und der Anteil belegärztlicher Leistungen an allen stationären Leistungen wieder steigt.
Methode: Im Rahmen verschiedener Projekte zur Vergütung von Leistungen an der Grenze von ambulanter und stationärer Versorgung werden im Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Überlegungen und Modellierungen zur Ausgestaltung einer intersektoralen Vergütungssystematik angestellt. Ausgangslage für die Modellierungen bilden das für die Kalkulation der Preise vertragsärztlicher Leistungen verwendete Standardbewertungssystem (StaBS), das DRG-System zur Vergütung von Krankenhausleistungen sowie die Kostendaten der Krankenhäuser.
Ergebnisse: Es zeigt sich, dass bei der Preisbildung intersektoraler Leistungen in einem ersten Schritt eine klare Abgrenzung des ärztlichen Leistungsanteils und des technischen Leistungsanteils erfolgen muss. Dabei muss der ärztliche Leistungsanteil gleicher Leistungen unabhängig vom Erbringungsort (Belegabteilung bzw. Hauptabteilung) einheitlich bewertet werden.
Diskussion und praktische Implikation: Eine neue Vergütungssystematik könnte das Belegarztwesen neu beleben und somit zu einer effizienteren Versorgung beitragen.
Literatur
- 1.
- Volkert A, Scholten N. Das Belegarztwesen im sektorenübergreifenden Wettbewerb: Versorgungsspektrum, Interdependenzen und Versorgungsunterschiede. Köln; 2019. Verfügbar unter: https://www.zi.de/fileadmin/images/content/Gutachten/zi-gutachten-belegarztwesen-endbericht.pdf
- 2.
- Goffrier B, Czihal T, Erhart M. Übernahme der ambulanten Versorgung durch Krankenhäuser in unterversorgten Gebieten. Empirische Untersuchung zur Relevanz der Änderung von § 116a SGB V im GKV-VSG. Zi-Paper 2015. Verfügbar unter: https://www.zi.de/fileadmin/images/content/PDFs_alle/ZiPaper_01-2015_Ambulante_Versorgung_Krankenh%C3%A4user_final_01.pdf
- 3.
- Hahn U, Schalkhäuser K, Neumann A, Mussinghoff P, Schmickler S. Fall-, Betten- und Arztzahlen in Haupt- und Belegabteilungen seit 2005 – Entwicklung und Einflussfaktoren für die Entwicklung des Belegarztwesens. Gesundh Ökon Qual Manag. 2016; 21(1):30-9. DOI: 10.1055/s-0035-1553142
- 4.
- Droesler S. Wissenschaftliche Expertise zur Entwicklung belegärztlicher Leistungen auf kleinräumiger Ebene in Deutschland über 2012, 2014 und 2016 auf der Basis von DRG-Daten des Statistischen Bundesamts. Krefeld 2018. Verfügbar unter: https://www.zi.de/fileadmin/images/content/Gutachten/Gutachten_Droesler_Belegaerztliche_Versorgung_2018-07-31.pdf
- 5.
- Hahn U, Mussinghoff P. Ökonomische Anreize belegärztlicher im Vergleich zu alternativen Versorgungsformen aus den Perspektiven von Krankenhaus und Vertragsarzt/Belegarzt sowie aus gesundheitssystemischer Sicht. Gesundh Ökon Qual Manag. 2017;22(5): 244-54. DOI: 10.1055/s-0043-100689