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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Breitenversorger in der Versorgungsforschung. Eine Auswertung über die im Innovationsfonds geförderten Projekte zu neuen Versorgungsformen

Meeting Abstract

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  • Ursula Hahn - Ocunet Gmbh & Co. KG, Düsseldorf, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf030

doi: 10.3205/20dkvf030, urn:nbn:de:0183-20dkvf0303

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hahn.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mit dem in 2015 verabschiedeten Innovationsfonds soll die Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherungen qualitativ weiterentwickelt werden. Ein Teil des Fonds fördert „neue Versorgungsformen, die eine Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung zum Ziel haben und hinreichendes Potential aufweisen, dauerhaft in die Versorgung aufgenommen zu werden“ (§ 92a Abs. 1 SGB V).

Fragestellung und Zielsetzung: Geprüft werden soll, in welchem Umfang Breitenversorgung und Breitenversorger jenseits universitärer Medizin in den zur Förderung angenommenen Projekte repräsentiert sind. Die Vertretung wird sowohl mit Blick auf die für Konzeption und Lenkung zuständigen Konsortialteams als auch auf die mit der Umsetzung der Projekte eingebundenen Leistungserbringer nach Versorgungsbereichen bewertet.

Methode oder Hypothese: Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veröffentlichte standardisierte Information zu den bis inkl. Januar 2020 zur Förderung angenommenen 150 Projekten der neuen Versorgungsformen wurde in eine Datenbank übernommen (https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/media/167/Liste-gefoerderte-Projekte-nVF-FBK-19-10-2018.pdf, https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/). Für diese Untersuchung wurden die Informationen zu Antragsstellern, Konsortialpartnern und Kurzbeschreibung des Projektes ausgewertet. Antragsteller und Konsortialpartner wurden verschiedenen Kategorien von Akteuren zugeordnet und zu den Akteursgruppen „wissenschaftsnahe Akteure“, „breitenversorgungsnahe Akteure“, „Kostenträger“, „sonstige Akteure“ zusammengefasst.

Aus den Projekt-Kurzbeschreibung wurden die Leistungserbringer nach Versorgungsbereichen abgeleitet, die dann zu den Leistungserbringergruppen, „Ambulante (KV (Kassenärztliche Vereinigung)/KVZ (Kassenzahnärztliche Vereinigung)) Versorger“, „rein stationäre Versorger“, „nach Sektoren oder Sozialgesetzbuch intermediäre Versorger“ und „ambulante/stationäre Versorger aus Pflege, Rehabilitation und Hospiz“ zugeordnet wurden.

Ergebnisse: In 95% der Innovationsfondsprojekte waren unter den Konsortialpartnern inkl. der Antragsteller wissenschaftsnahe Akteure, in 85% der Projekte Kostenträger vertreten. In 63% nahmen breitenversorgungsnahe Akteure in diesem Gremium teil: darunter u.a. nicht universitäre Krankenhäuser und ihre Untergliederungen in 33%, Kassenärztliche Vereinigungen in 15% und Versorgung koordinierende Netzwerke in 13% der Projekte.

Nach Versorgungsbereichen und Leistungserbringern dominieren intermediäre Leistungserbringer: sie sollen in 63% der Projekte zum Einsatz kommen, am häufigsten sind darunter die Koordinatoren (als Lotsen, Coach, Fallmanager etc.) mit 23% der Projekte. In 55% der Projekte sollen Leistungserbringer der ambulanten KV/KZV-Versorgung, in 27% Leistungserbringer der stationären Versorgung mitwirken.

Diskussion und praktische Implikationen: Breitenversorgung und Breitenversorger sind nur in rund 2/3 der Konsortialteams vertreten, die klassischen breitenversorgenden Leistungserbringer – also Vertragsärzte und –Psychotherapeuten sowie stationäre Einrichtungen – sind noch einmal deutlich schlechter repräsentiert. In der Umsetzung der Projekte kommt Breitenversorgern hingegen ein erhebliches Gewicht zu, ihre Beteiligung ist in vielen Projekten angedacht. Das Auseinanderfallen in Konzeption und Führung einerseits und Umsetzung andererseits kann eine Klippe für die erfolgreiche Umsetzung von Innovationsfondsprojekten sein.