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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

IMPROVEjob: Implementierung gesundheitsfördernder Interventionen in Arztpraxen: Was lernen wir aus der formativen Evaluation mit qualitativen Methoden?

Meeting Abstract

  • Claudia Pieper - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Anna-Lisa Eilerts - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Karen Linden - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • Kerstin Klidis - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • Lukas Degen - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • Stefanie Kasten - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • Tanja Seifried-Dübon - Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Esther Rind - Universität Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Tübingen
  • Florian Junne - Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
  • Monika A. Rieger - Universität Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Tübingen
  • Birgitta Weltermann - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf022

doi: 10.3205/20dkvf022, urn:nbn:de:0183-20dkvf0225

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Pieper et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein Aspekt des Teilprojekts 2 im BMBF-geförderten Verbundvorhabens IMPROVEjob ist die formative Evaluation der Implementierung gesundheitsfördernder Maßnahmen zur Reduktion psychischer Belastungen in Hausarztpraxen. Diese bietet ein fortlaufendes Feedback für Anpassungen.

Fragestellung: Wie ist die Akzeptanz und Umsetzungsbereitschaft der teilnehmenden Praxen bei der Implementierung der Maßnahmen und welche Anpassungen sind ggf. erforderlich?

Methode: In der Machbarkeitsstudie wurden Beobachtung und leitfadengestützte Interviews als qualitative Zugänge für die formative Evaluation genutzt. Eine Besonderheit ist der Einsatz der IMPROVEjob-Unterstützerinnen, die als Begleiterinnen der Praxen relevante Aspekte beobachtend dokumentierten und die wahrgenommenen Änderungen erfragten hinsichtlich:

  • Erreichung des Praxisziels aus den initialen Workshops
  • Umsetzung der Maßnahmen und Nutzung der unterstützenden Materialien
  • Wahrgenommene Barrieren und fördernde Aspekte
  • Tatsächliche und geplante Änderungen in den Abläufen und Strukturen

Ergebnisse: Die IMPROVEjob-Unterstützerinnen besuchten vier der fünf teilnehmenden Praxen ein- bis zweimal persönlich. Mit allen Praxen wurden zwei oder drei interventions-relevante Telefonate geführt. Es wurden zehn Interviews durchgeführt (pro Praxis je eine Ärzt*in sowie eine MFA). Die Hauptaussagen enthielten neben positiven auch einige aufschlussreiche kritische Aspekte. Vor allem zu den Interventions-Themen Umgang mit schwierigen/fordernden Patienten*innen, Kommunikation im Team, Kommunikation als Führungskraft, Wertschätzung, Mitarbeitermotivation und Der Arzt in der Rolle als Führungskraft sowie Arbeitsorganisation berichteten Teilnehmer*innen einen Wissenszuwachs und positive Eindrücke. Ferner resultierte eine wahrgenommene Entlastung aus Änderungen auf organisatorischer Ebene durch Verbesserung der Arbeitsabläufe in der Praxis.

Für die sich anschließende Wirksamkeitsstudie (TP3) wurden die Wünsche der Interviewten, vor allem der MFAs, zur Konkretisierung der Unterstützungsmaterialen wie z.B. Arbeitsschutz-Handouts analysiert und umgesetzt. Dadurch motiviert wurden noch mehr Hilfsmittel, die praktische Unterstützung im Arbeitsalltag bieten (Faxvorlagen, gesunde Pausenanleitungen, usw.), zur Verfügung gestellt.

Der Interviewleitfaden für die formative Evaluation von TP3 wurde auf Basis der Erkenntnisse aus TP 2 angepasst.

Diskussion: Die formative Evaluation ist ein bedeutendes Instrument bei der Implementierung gesundheitsfördernder Maßnahmen. Sie hat die Aufgabe, Barrieren aufzuzeigen und steuernd – im Sinne der Anpassung – einzugreifen. Dies geschieht sowohl durch korrigierende als auch fördernde Eingriffe auf der Basis analysierter Zwischenstände.

Praktische Implikationen: Die formative Evaluation zeigt wichtige Anpassungsmöglichkeiten auf. Mithilfe der Erkenntnisse aus den qualitativen Erhebungen lässt sich die Prozess- und Ergebnisqualität bei der Umsetzung der IMPROVEjob-Intervention optimieren.