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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Die Perspektive speziell geschulter Pflegekräfte auf eine neue Versorgungsform für onkologische Patient*innen – Inhaltsanalytische Auswertung von Projekttagebüchern

Meeting Abstract

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  • Johann Frick - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Daniel Schindel - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Nadège Leprêtre - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Liane Schenk - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf017

doi: 10.3205/20dkvf017, urn:nbn:de:0183-20dkvf0176

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Frick et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der Krankheitsverlauf onkologischer Erkrankungen geht mit medizinischen und psychosozialen Belastungen für Patient*innen und das soziale Umfeld einher. Diese Belastungssituation spitzt sich zu vor dem Hintergrund eines progredienten Krankheitsverlaufs. Eine gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland erprobte ein Beratungskonzept, bei dem onkologische Patient*innen in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien ein Jahr lang durch speziell ausgebildete Pflegekräfte (Social Care Nurses (SCN)) monatlich kontaktiert und entsprechend ihrer psychosozialen und sozialrechtlichen Bedürfnislagen unterstützt wurden. Hierbei lag der Fokus auf der Verbesserung der Lebensqualität der Patient*innen.

Fragestellung und Zielsetzung: Um die Wirkmechanismen und Rahmenbedingungen der Intervention verstehen und erklären zu können, wurde im Rahmen der Evaluation systematisch neben der Patient*innen- auch die Perspektive der SCN erhoben. Ziel des Beitrags ist es, anhand ihrer Berichte fördernde und hemmende Faktoren für eine regelhafte Umsetzung des Beratungskonzepts zu rekonstruieren.

Methode: Jeweils zwei Pflegekräfte aus drei verschiedenen Kliniken in Deutschland, welche in einem mehrwöchigen Coaching für die psychosoziale und sozialrechtliche Beratung von onkologischen Patient*innen geschult wurden, führten während der Studienlaufzeit ein projektbezogenes Tagebuch. Der inhaltliche Schwerpunkt lag hierbei auf Problemen, aber auch auf konstruktiven Verbesserungsvorschlägen sowie positiven Aspekten des Projekts. Die Tagebücher wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die geschulten Pflegekräfte betreuten insgesamt 150 onkologische Patient*innen im Zeitraum von 2018 – 2020. Insgesamt konnten 5 Tagebücher ausgewertet werden. Alle SCN berichten positive Aspekte der regelmäßigen und (zeit-) intensiveren Kontakte zu ihren Patient*innen. Hierdurch konnten vertrauensvolle und unterstützende Gespräche und Beratungen realisiert werden. Die Patient*innen nutzen die Kontakte, um z.B. über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Daraus können die SCN Lösungsansätze für konkrete Bedarfe identifizieren und die Patient*innen schnell und umfassend unterstützen wie z.B. bei Rehaanträgen, Patientenverfügungen oder Patiententransporten. Verbesserungspotenziale in der Umsetzung des erprobten Beratungskonzepts werden u.a. in der Ausgestaltung der arbeitsorganisatorischen Rahmenbedingungen gesehen.

Diskussion: Die Projekttagebücher ermöglichen detaillierte Einblicke in die Umsetzung einer neuen Versorgungsform.

Praktische Implikationen: Mit Blick auf eine Implementierung dieser Versorgungsform in die Regelversorgung sind die Ergebnisse relevant, um Empfehlungen für die Optimierung des Beratungsangebots, die konkrete Ausgestaltung des Tätigkeitsprofils sowie zur strukturellen Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen treffen zu können.