gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Psych-FEM – Umgang mit Psychopharmaka/Antihistaminika in der vollstationären Pflege

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Nadine Seifert - KSH München, München, Deutschland
  • Anita Hausen - KSH München, München, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf006

doi: 10.3205/20dkvf006, urn:nbn:de:0183-20dkvf0065

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Seifert et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Daten belegen eine hohe Rate an Psychopharmakaverordnungen in der vollstationären Pflege. Grundsätzlich zeigt sich bei Frauen eine zwei- bis dreifach höhere Psychopharmakaverordnung als bei Männern. Jedoch liegen Männer im höheren Alter bei den Tagesdosierungen mittlerweile deutlich vorne. Bei Menschen mit einer Demenz ist das Risiko, Benzodiazepine verordnet zu bekommen, sogar um das 1,5-fache erhöht. Solche geschlechter- und erkrankungsspezifischen Differenzen sind medizinisch kaum begründbar, widersprechen den Leitlinien und bergen ein hohes Abhängigkeitsrisiko der Betroffenen

  • Als Folge der Einnahme solcher Medikamente können unter anderem Stürze, Gangunsicherheiten, Verlust der kognitiven Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Lernen entstehen
  • Eine weitere Problematik birgt die zunehmende Sensibilisierung für die Thematik der Psychopharmakagabe. Diese kann dazu führen, dass anstelle von Psychopharmaka nun Antihistaminika verabreicht werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Studienteil A: Erkenntnisse zur Ableitung des Potentials zur Reduktion der Psychopharmakagabe in der vollstationären Pflege. Welche Psychopharmaka/Antihistaminika werden als Regel – und Bedarfsmedikation in welchem Umfang verbraucht? (Uhrzeit, Indikationen, Dauer, Polypharmazie)

Studienteil B: Bereitstellung von wirksamen Handlungsempfehlungen, die auf eine Reduktion der Psychopharmakagabe in der vollstationären Pflege und darüber hinaus abzielen. Welche Möglichkeiten sehen und entwickeln Pflegende, um den Psychopharmaka/Antihistaminikaverbrauch in der vollstationären Pflege zu reduzieren?

Methode: Zum Einsatz kommt ein Methodenmix: Durch eine Dokumentenanalyse (in fünf vollstationären Pflegeeinrichtungen) werden unter Berücksichtigung des Datenschutzes Daten zu ca. 150 BewohnerInnen erhoben. Im Mittelpunkt steht dabei der Verbrauch und die Verabreichung von Psychopharmaka/Antihistaminika als FEM. Diagnosen, Stürze und Krankenhausaufenthalte werden u.a. erhoben und mittels SPSS ausgewertet. Anschließend werden Leitfadeninterviews und Fokusgruppen mit Pflegenden und Hausärzten durchgeführt. Mit den Interviews sollen die Ergebnisse der Dokumentenanalyse gestützt und ggf. ergänzt werden.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse der Dokumentenanalyse liegen bis zum diesjährigen Versorgungsforschungskongress vor.

Diskussion: Der Studie liegt eine Limitation zu Grunde, da die Einrichtungen auf eine Stadt beschränkt sind.

Praktische Implikationen: Aufgrund der Datenlage werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, um das Bewusstsein für Risiken und Alternativen zum Psychopharmaka- und Antihistaminikaverbrauch sowie Möglichkeiten der Reduktion beim Pflegepersonal und den Ärzten anzustreben.


Literatur

1.
Glaeske G, Schicktanz C. BARMER GEK Arzneimittelreport 2012. Siegburg: Asgard; 2012.
2.
Thürmann PA, Holt-Noreiks S, Nink K, Zawinell A. Arzneimittelversorgung älterer Patienten. In: Günster C, Klose J, Schmacke N, Hrsg. Versorgungs-Report 2012. Schwerpunkt Gesundheit im Alter. Stuttgart: Schattauer; 2012. S. 111-130.