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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Zur Entwicklung prekärer Beschäftigungsverhältnisse und subjektiver Gesundheit. Eine aktuelle Bestandsaufnahme mit Daten des sozioökonomischen Panels

Meeting Abstract

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  • Timo-Kolja Pförtner - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Germany
  • Kira Hower - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Germany
  • Holger Pfaff - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf505

doi: 10.3205/19dkvf505, urn:nbn:de:0183-19dkvf5058

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Pförtner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland hat die prekäre Beschäftigung durch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes in den 1990er und 2000er Jahren erheblich zugenommen. Im Rahmen der vorliegenden Studie werden Trends im Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Formen prekärer Beschäftigung und subjektiver Gesundheit nach Geschlecht in Deutschland zwischen 1995 und 2015 untersucht. Vor diesem Hintergrund werden verschiedene Perioden von Arbeitsmarktreformen und der Großen Rezession berücksichtigt und ihr Stellenwert für die Gesundheit prekär Beschäftigter diskutiert.

Methoden: Die Analysen basierten auf Daten des deutschen Sozioökonomischen Panels 1995–2015. Alle Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 67 Jahren, die in privaten Haushalten leben, wurden für die Analysen herangezogen, um die Risiken einer schlechten subjektiven Gesundheit auf Basis unterschiedlicher Formen prekärer Beschäftigung (Einkommensarmut, Niedriglohn, Arbeitsplatzunsicherheit, atypische Beschäftigung) empirisch zu erklären. Marginale Wahrscheinlichkeiten, Adjusted Risk Ratio (ARR), Adjusted Risk Difference (ARD) und Trends wurden mittels gepoolter Intervall-Logistikregression mit geclusterten Standardfehlern untersucht.

Ergebnisse: Die Beziehung zwischen Arbeitsplatzunsicherheit und einer schlechten subjektiven Gesundheit (relativ wie absolut) hat im Zeitverlauf lediglich für Männer zugenommen. Eine signifikante Zunahme der relativen und absoluten Ungleichheiten in der subjektiven Gesundheit auf Basis erwerbsarmer Beschäftigung konnte nur für Frauen beobachtet werden. Atypische Beschäftigungsformen waren zu keinem Zeitpunkt signifikant mit der subjektiven Gesundheit assoziiert, während der Niedriglohn zwar signifikant mit der subjektiven Gesundheit von Männern assoziiert war, aber keinen Trend im Zeitverlauf aufwies.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Beziehung zwischen verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung und der subjektiven Gesundheit im Rahmen der Einführung verschiedener Arbeitsmarktreformen der Flexibilisierung in Deutschland für Frauen und Männer unterschiedlich stark zugenommen haben. Ihre geschlechtsspezifische Wirkung muss daher weiter untersucht und diskutiert werden. Besondere Relevanz hatte vor diesem Hintergrund die Einführung der Hartz Reformen, die von einem Anstieg der Ungleichheiten in der Gesundheit begleitet wurde.