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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

„Walk In Ruhr“ (WIR) – Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin. Ausgewählte Ergebnisse zur integrativen Arbeit im WIR

Meeting Abstract

  • Kristina Enders - FOGS – Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich mbH, Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Benjamin Jonas - Delphi Gesellschaft mbH, Versorgungsforschung, Berlin, Germany
  • Martina Schu - FOGS – Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich mbH, Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Peter Tossmann - Delphi Gesellschaft mbH, Versorgungsforschung, Berlin, Germany
  • Markus Chmielorz - Rosa Strippe e. V., Sexuelle Gesundheit, Bochum, Germany
  • Astrid Gabb - Madonna e. V., Sexuelle Gesundheit, Bochum, Germany
  • André Kasper - Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Interdisziplinäre Immunologische Ambulanz, Bochum, Germany
  • Arne Kayser - Aidshilfe Bochum e. V., Sexuelle Gesundheit, Bochum, Germany
  • Anja Potthoff - Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Interdisziplinäre Immunologische Ambulanz, Bochum, Germany
  • Christoph Schlüter - Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Evaluation, Bochum, Germany
  • Adriane Skaletz-Rorowski - Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Interdisziplinäre Immunologische Ambulanz, Bochum, Germany
  • Jörg Syllwasschy - pro familia e. V., Sexuelle Gesundheit, Bochum, Germany
  • Janet Wach - Gesundheitsamt Bochum, Sexuelle Gesundheit, Bochum, Germany
  • Norbert Brockmeyer - Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Interdisziplinäre Immunologische Ambulanz, Bochum, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf504

doi: 10.3205/19dkvf504, urn:nbn:de:0183-19dkvf5041

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Enders et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Epidemiologische Studien verweisen nach wie vor auf einen hohen Bedarf an Maßnahmen zur Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Wie das Robert-Koch-Institut entlang aktueller Daten für Deutschland zeigt, sind neben Männern, die Sex mit Männern haben, auch junge Erwachsene zunehmend von STI betroffen. Ein Problem hinsichtlich der Entwicklung und Etablierung niedrigschwelliger Versorgungsangebote, die sich an den Bedarfen der heterogenen Zielgruppen orientieren, stellt die zum Teil ungenügende Vernetzung der im Kontext sexueller Gesundheit tätigen Akteure dar. Vor diesem Hintergrund wurde im Frühjahr 2016 in Bochum das Walk In Ruhr – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin (WIR) eröffnet, das ein umfassendes Angebot für die Versorgung von STI und zu sexueller Gesundheit vorhält. Das wird durch die Zusammenarbeit von sechs unabhängigen Einzelorganisationen realisiert: die Interdisziplinäre Immunologische Klinik-Ambulanz, die für STI-Tests zuständige Fachstelle des Gesundheitsamtes Bochum, die Adshilfe Bochum sowie drei weitere NGOs u.a. aus dem Umfeld der Selbsthilfe. Ergänzt wird das Angebot durch eine psychotherapeutische und eine gynäkologische Sprechstunde, in enger Kooperation mit Ärzt*innen in Niederlassung und weiteren Partner*innen.

Zwei Forschungsinstitute wurden im Juli 2016 vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beauftragt, den Implementierungsprozess des WIR – Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin drei Jahre wissenschaftlich zu begleiten und den Mehrwert einer integrativen Versorgung zu untersuchen. Im Rahmen der Evaluation werden in enger Abstimmung und Reflexion mit den kooperierenden Einzelorganisationen struktur- und prozessbezogene Aspekte der Umsetzung des WIR untersucht. Die Basis hierfür bildet ein gemeinsam erstellter Zielkatalog. Die Umsetzung einer umfassenden multidisziplinären Versorgung steht im Fokus.

Die Erfahrungen im Rahmen der Implementierung des WIR sollen für die Entwicklung und Etablierung weiterer integrativer Versorgungsangebote herangezogen werden.

Methodik: Bei der Evaluation wurde ein Mixed-Method-Design angewendet, das quantitative Erhebungen mit qualitativen Bausteinen kombiniert.

Die ausgewählten Ergebnisse zur fallbezogenen Zusammenarbeit im WIR sind der Dokumentation fallbezogener Leistungen (L-Dok) entnommen. Die L-Dok wird von allen Mitarbeitenden des WIR-Zentrums eingesetzt, die Klient*innen beraten, betreuen oder behandeln. Der Anteil der Nutzer*innen, die durch die Studie nicht abgebildet werden können, liegt einrichtungsübergreifend bei etwa 20%.

Resultate: Zwischen Apr 2017 und Okt 2018 wurden von den einzelnen WIR-Akteur*innen für 3.045 Studienteilnehmer*innen (ST) Leistungen dokumentiert. Dabei nutzten 84 Prozent der ST eine der sechs, 16 Prozent mindestens zwei Einrichtungen. Unter den Mehrfachnutzer*innen findet bei 69% die einrichtungsübergreifende Nutzung noch am selben Tag statt. Die Überleitung vom STI-Test im Gesundheitsamt in Behandlung geschah in 31% der Fälle noch am gleichen Tag.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zur integrativen Arbeit im WIR verweisen darauf, dass das Zentrum einen Mehrwert für die heterogenen Zielgruppen generiert. Neben der gemeinsamen Entwicklung neuer Angebote (wie bspw. PrEP-Versorgungspfad) auch durch eine einrichtungsübergreifende multiprofessionelle Betreuung und eine schnelle Zuleitung von Personen nach STI-Tests in Behandlung.