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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Weiterbildung von Sprach- und Kulturmittlerinnen zu geburtshilflichen Themen für die Begleitung von schwangeren Migrantinnen und jungen Müttern (Eltern) in Essen. Projekt RundUm Transkulturelles Netzwerk zur Begleitung bei Schwangerschaft und Geburt

Meeting Abstract

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  • Angela Rocholl - Hochschule für Gesundheit Bochum, Hebammenwissenschaft, Bochum, Germany
  • Ute Lange - Hochschule für Gesundheit Bochum, Hebammenwissenschaft, Bochum, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf497

doi: 10.3205/19dkvf497, urn:nbn:de:0183-19dkvf4978

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Rocholl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In 2017 hatten in der Großstadt Essen 32,4% aller Neugeborenen Mütter mit ausländischer Staatsangehörigkeit (Stadt Essen 2018). Mögliche Hindernisse im Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung liegen an unterschiedlichen Krankheitsvorstellungen und mangelnden Sprachkenntnissen (Razum und Spallek 2015). Sprach- und Kulturmittlerinnen (SprInt) unterstützen daher im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen die Kommunikation zwischen Fachkräften, wie Hebammen und Schwangeren. Sprachvermittlung wird jedoch durch fehlende Fachkenntnisse und Vorgehensweisen innerhalb der Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eingeschränkt. Ergänzend dazu ist auch das Wissen zu Interkulturalität und Interprofessionalität bei den Akteuren eingeschränkt. Entsprechende Kompetenzen bei Hebammen und der Wissenserwerb bei Sprach- und Kulturmittlerinnen sind jedoch wichtige Voraussetzungen für eine Versorgung der Frauen. Das Kooperationsprojekt zwischen der hsg (Hochschule für Gesundheit Bochum), SprInt (Fördergesellschaft für Kultur und Integration GmbH) und dem BIG (Bildungsinstitut im Gesundheitswesen) zur Förderung dieser Kompetenzen wird finanziert durch Mittel aus dem Europäischen Asyl-, Migrations und Integrationsfond (AMIF) und läuft von Juli 2018 bis Juli 2020. Die Projektleitung obliegt dem BIG.

Ziel: Ziel des Projektes ist die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen von Sprint zu den Themenbereichen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Zudem sollen Studierende des Studiengangs Hebammenkunde im 6. und 8. Semester durch den Einbezug in das Projekt ihre interkulturellen und interprofessionellen Kompetenzen weiterentwickeln. Abschließend sollen Informations- und interprofessionelle Netzwerkstrukturen in der Stadt Essen auf Dauer implementiert werden.

Methode: Die Hochschule hat ein auf die Sprach- und Kulturmittlerinnen abgestimmtes Curriculum erarbeitet und diese geschult. Die Sprintmitarbeiterinnen und Hebammenstudierenden begleiten zusammen Schwangere und junge Mütter aus Drittländern und reflektieren die Termine gemeinsam. Die Studierenden nehmen dabei die Position der Beobachterin ein. Zusätzlich erhalten beide Personengruppen die Möglichkeit, sich innerhalb eines Workshops über ihre jeweiligen Arbeitsfelder, Rollen in der Sprachmittlung und Transkulturalität auszutauschen. Es werden regelmäßige Supervisionen mit den Sprachmittlerinnen durchgeführt. Zur Evaluation des Projektes werden sowohl sie als auch die Studierenden befragt. Themenbereiche sind hierbei die Herausforderung der Sprachmittlung, die Effizienz der Weiterbildung und Umgang der Akteure aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich mit der Sprachmittlung.

Ergebnisse: Die Sprachmittlerinnen bewerteten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen reflektieren zu können sowie die Vermittlung von geburtshilflichen Fachbegriffen und Kenntnissen der Versorgungsstrukturen rund um die peripartale Zeit als sehr positiv. Alle weiteren Ergebnisse werden formativ und summativ nach den unterschiedlichen Projektabschnitten evaluiert.

Fazit/Ausblick: Das Projekt wird zeigen, ob Sprach- und Kulturmittlerinnen mit fachlichem Hintergrundwissen in der Begleitung von Schwangeren und jungen Müttern aus Drittländern die Effektivität der Übersetzungstätigkeit und die damit verbundene Integration in die Versorgungssysteme erhöhen und ob dies zu höherer Zufriedenheit aller am Prozess Beteiligter beiträgt. Die transkulturelle Kompetenz von jungen Hebammen, die Bedeutung von Sprachmittlung in der Versorgung von Schwangeren und jungen Müttern zu erkennen und zu fördern, kann auch ein Signal für andere Akteure sein, Sprachmittlung als selbstverständlichen Bestandteil der Regelstrukturen zu verankern (Paulus und Kühner 2018). Eine flächendeckende Versorgung mit vergleichbaren Angeboten in deutschen Großstädten kann auch andere Integrationsbereiche positiv beeinflussen.