gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Analyse des Zinngehaltes in der Muttermilch nach Benutzung von Zinnhütchen zur Therapie wunder Brustwarzen in der Stillzeit – eine quantitative deskriptive Querschnittstudie

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Andrea Komlew - Katholische Stiftungshochschule München, Hebammenwissenschaft, Pfaffenhofen, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf493

doi: 10.3205/19dkvf493, urn:nbn:de:0183-19dkvf4933

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Komlew.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Wunde und schmerzhafte Brustwarzen treten zu Beginn der Stillzeit bei bis zu 96 % der Frauen auf und sind einer der häufigsten Gründe für frühes Abstillen [1]. Eine in der Praxis angewendete Therapieform bei wunden Brustwarzen sind Zinnhütchen. Diese Metallkappen aus lebensmittelechten Zinn werden auf die wunden Brustwarzen gelegt und in Verbindung mit der austretenden Muttermilch fördert dieser Prozess die Wundheilung [2]. Bislang fehlen Daten darüber, ob beim nächsten Anlegen des Kindes Zinnbestandteile aus den Hütchen gelöst werden und der Säugling damit konfrontiert wird. Eine übermäßige Kontamination der Muttermilch mit Zinn wäre aus gesundheitlichen Gründen unerwünscht, der gesetzlich festgelegte Grenzwert für Säuglinge liegt bei 50 mg Zinn pro Kilogramm Lebensmittel [3]. Diese Studie analysiert den Zinngehalt in der Muttermilch nach der Anwendung von Zinnhütchen zur Therapie wunder Brustwarzen in der Stillzeit.

Fragestellung: Ist die Anwendung von Zinnhütchen bei wunden Brustwarzen in der Stillzeit unbedenklich?

Methode: Zwischen April 2018 und Dezember 2018 wurde die Muttermilch von 24 stillenden Frauen, die unterschiedliche Verletzungsgrade an der Mamille aufwiesen, auf den Zinngehalt überprüft. Dabei haben die Probandinnen das Zinnhütchen mindestens vier Stunden vor dem Abpumpen der Muttermilch getragen. Als Vergleichsprobe diente eine Muttermilchprobe, wobei mindestens 24 Stunden lang kein Zinnhütchen verwendet wurde. Die Muttermilchproben wurden mithilfe der Atomabsorptionsspektrometrie im Labor des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf den Zinngehalt überprüft. In einem Pretest wurde der Zinngehalt der Muttermilch gemessen, die sich bei dessen Anwendung innerhalb des Hütchens sammelt (wobei diese Milch nicht an den Säugling verfüttert wird).

Ergebnisse: Unabhängig von der Schwere der Brustwarzenverletzung war in keiner der 47 Muttermilchproben Zinn nachweisbar (1 drop out einer Vergleichsprobe). Im Pretest betrug der höchste Zinngehalt 3,92 mg/kg und liegt damit weit unter dem für Säuglinge empfohlenen Grenzwert von 50 mg/kg. Während der Laufzeit der Studie konnten keine Unverträglichkeitsreaktionen auf die Zinnhütchen beobachtet werden.

Diskussion: Zinnhütchen stellen eine sichere Alternative zur Behandlung wunder Brustwarzen in der Stillzeit dar. Es gibt keinen Hinweis, dass sich Zinnbestandteile aus der Legierung lösen und beim nächsten Anlegen des Kindes in der Muttermilch vorhanden sind. Die Anwendung der Zinnhütchen wurde von den Probandinnen gut akzeptiert.

Praktische Implikationen: Bei wunden Brustwarzen in der Stillzeit kann eine rasche Besserung der Beschwerden frühes Abstillen verhindern und damit die Rate der Langzeit gestillten Kinder erhöht werden.


Literatur

1.
Kohlhuber M, Rebhan B, Schwegler U, Koletzko B, Fromme H. Breastfeeding rates and duration in Germany: a Bavarian cohort study. Br J Nutr. 2008;99(5):1127-32.
2.
Taschner U. Zinnhütchen bei wunden Brustwarzen. Die Hebamme. 2008; 21(03):206-7.
3.
europäische Kommission. Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln. 2006 [cited 18.03.2018]. Available from: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:32006R1881 Externer Link