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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Hebammenzentralen – eine Optimierung der Versorgung mit Hebammenhilfe?

Meeting Abstract

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  • Kristina Luksch - Hochschule für Gesundheit Bochum, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Germany
  • Andrea Villmar - Hochschule für Gesundheit Bochum, Department für angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Germany
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit Bochum, Department für angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf490

doi: 10.3205/19dkvf490, urn:nbn:de:0183-19dkvf4906

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Luksch et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Laut § 24d SGB V hat jede Frau während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und bis zum Ende der Stillzeit einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe. Jedoch scheint es in einigen Regionen Deutschlands trotz der gesetzlichen Grundlage für Frauen schwierig, eine Hebamme für die außerklinische Versorgung zu finden. Damit scheint die geburtshilfliche Versorgung von Frauen in der reproduktiven Lebensphase derzeit nicht als flächendeckend gesichert [1]. Zudem scheint der Zugang zur Hebammenhilfe nicht barrierefrei, so dass Frauen mit weniger Ressourcen, vor Herausforderungen stehen, um vorrausschauend eine Hebammenbetreuung zu organisieren [2]. Aufgrund dieser Problematik wurden Hebammenzentralen gegründet, mit dem Ziel die Versorgung von Frauen während der reproduktiven Lebensphase mit Hebammenhilfe zu unterstützen und die freiberuflichen Hebammen in arbeitsorganisatorischen Prozessen durch organisierte Vermittlungen zu entlasten. In NRW existieren bereits neun Hebammenzentralen. Die Hebammenzentrale Düsseldorf wurde 2015 gegründet und wird von der Stadt Düsseldorf finanziert [3]. 2018 wurde durch den Arbeiter-Samariter-Bund die Hebammenzentrale Bochum eröffnet [4].

Ziel: Ziel ist es, die Effekte der Hebammenzentralen Bochum und Düsseldorf im Rahmen einer Evaluation zu bewerten bzw. deren Auswirkungen oder Veränderungen primär auf die kooperierenden freiberuflichen Hebammen darzulegen.

Ein Fokus in der Betrachtung der Ergebnisse wird auf die Zufriedenheit in der Zusammenarbeit mit den Hebammenzentralen und inwieweit freiberufliche Hebammen arbeitsorganisatorisch durch organisierte Vermittlungen entlastet werden können gelegt.

Zudem erfolgt eine Auswertung der Vermittlungsanfragen und -erfolge der Hebammenzentralen.

Fragestellung:

1.
Können freiberuflich tätige Hebammen durch die Mitgliedschaft in der Hebammenzentrale entlastet werden?
2.
Hat die Arbeit der Hebammenzentrale einen Effekt, im Hinblick auf die Gewährleistung der Versorgung von Frauen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett?

Methode: Es erfolgt eine formative und summative Evaluation. Die kooperierenden Hebammen (N=139) werden mittels eines retrospektiven explorativen Surveys befragt. Des Weiteren werden 324 Vermittlungsanfragen aus Bochum und 2.225 aus Düsseldorf im Zeitraum vom 01.01.2018 bis 30.08.2018 ausgewertet. Die Auswertung erfolgt mittels SPSS® (Version 24), sowohl Verfahren der deskriptiven als auch der Inferenzstatistik werden angewendet. Ein ethisches Clearing ist durch die Ethikkommission der Hochschule für Gesundheit Bochum erfolgt.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote der Hebammenbefragung beläuft sich auf 55,4% (n=77). Hebammen können durch die Mitgliedschaft in der Hebammenzentrale ressourcenschonender arbeiten, da sich die zu fahrende Wegstrecke pro betreuter Frau um 1,51km signifikant verringert hat im Vergleich zu vor der Kooperation mit der Hebammenzentrale (t (76) = -3,429, p = .001; n=77).

Werden die Vermittlungsanfragen- und erfolge betrachtet so kann festgehalten werden, dass in der Hebammenzentrale Bochum die Vermittlungsquote bei 86,77% (n=269) liegt. In der Hebammenzentrale Düsseldorf beläuft sich die Vermittlungsquote auf 56,63% (n=1.260). Die Vermittlungschance bei Frauen, die sich bereit in der Schwangerschaft an die Hebammenzentrale in Düsseldorf wenden, ist signifikant höher, als bei Frauen die nach Geburt des Kindes die Zentrale kontaktieren (χ2 (1) = 6.327 p=0.012; n=2134).

Schlussfolgerung: Hebammenzentralen können ein Schlüsselfaktor sein, um die Arbeit von freiberuflich tätigen Hebammen zu stärken. Durch eine gleichbleibend stabile Auslastung der Kapazitäten kann die finanzielle Situation der freiberuflich tätigen Hebamme als sicher angesehen werden. Zudem können diese ressourcenschonender arbeiten, da primär Frauen aus der direkten Umgebung an sie vermittelt werden. Allerdings scheint es in Düsseldorf geringere vorhandene Kapazitäten in der Hebammenversorgung zu geben, so dass das Ungleichgewicht hinsichtlich Angebot und Nachfrage nicht durch eine Hebammenzentrale vollständig ausgeglichen werden kann.


Literatur

1.
Deutscher Hebammenverband e.V. Geburtshilfe-Stärkungsgesetz. 2018 [letzter Zugriff am 29.12.2018]. Verfügbar unter: https://www.unsere-hebammen.de/mitmachen/geburtshilfe-staerkungsgesetz/ Externer Link
2.
Mattern E, Kirchner Ä. Präferenzen und Defizite in der hebammenrelevanten Versorgung in Deutschland aus Sicht der Nutzerinnen und Hebammen: Eine qualitative explorative Untersuchung. Zeitschrift für Hebammenwissenschaft. 2016;4:7.
3.
Beschlussvorlage 50/52/2015: Haushaltsplan 2015: Mittelverwendung. Ratsinformationssystem der Landeshauptstadt Düsseldorf; 2015 [letzter Zugriff am 28.12.2018]. Verfügbar unter: http://ratsinfo.duesseldorf.de/ratsinfo/duesseldorf/63640/Vm9ybGFnZW5kb2t1bWVudCAoT2Up/14/n/248517.doc Externer Link
4.
Arbeiter-Samariter-Bund Bochum. Hebammenzentrale Bochum. 2018 [letzter Zugriff am 25.11.2018]. Verfügbar unter: https://hebammenzentrale.asbnrw.de/ Externer Link