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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Die professionelle Impfberatung im Spannungsfeld zwischen Impfverhalten und perzipierter Informiertheit über Risiken und Nutzen von Impfungen. Eine Analyse mit der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ 2012

Meeting Abstract

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  • Timo-Kolja Pförtner - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Germany
  • Kira Hower - Universität zu Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf484

doi: 10.3205/19dkvf484, urn:nbn:de:0183-19dkvf4849

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Pförtner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: „Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam.“ Dieser aus den 60er Jahren stammende Slogan ist nach erfolgreicher Einführung vieler Impfstoffe und der weitgehenden Eindämmung von Infektionskrankheiten schon fast in Vergessenheit geraten wie auch das Wissen um die unmittelbaren Folgen von durch Impfung vermeidbarer Krankheiten. Die professionelle Impfberatung und das Wissen um den Nutzen und die Risiken von Impfungen sind daher zentrale Determinanten des Impfverhaltens und der Prävention von durch Impfung vermeidbaren Krankheiten. In dieser Studie untersuchten wir die professionelle Impfberatung und die perzipierte Informiertheit über Risiken und Nutzen von Impfung als Determinanten des Impfverhaltens gegen saisonale Grippe, Keuchhusten und Tetanus.

Methode: Die Analysen basierten auf den Daten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ aus dem Jahr 2012 (n= 17.604). Die zentralen Erklärungsvariablen der professionellen Impfberatung (nein/ja), der Informiertheit über Risiken (nein/ja) und Nutzen (nein/ja) von Impfungen wurden schrittweise in logistische Regressionsmodelle zum Impfverhalten gegen saisonalen Grippe, Keuchhusten und Tetanus wie folgt eingeführt: M1) Bivariat, M2) unter Kontrolle soziodemografischer Faktoren, M3) unter Kontrolle gesundheitsbezogener Faktoren und M4) unter gegenseitiger Kontrolle der zentralen Erklärungsvariablen.

Ergebnisse: Die professionelle Impfberatung sowie die Informiertheit über Risiken und Nutzen von Impfungen waren signifikant mit dem Impfverhalten gegen saisonale Grippe, Keuchhusten und Tetanus assoziiert (Modelle 1-3). Auch bei gegenseitiger Kontrolle der zentralen Erklärungsvariablen (M4) waren die Faktoren zur Informiertheit signifikant mit dem Impfverhalten gegen Keuchhusten und Tetanus assoziiert, wobei die professionelle Impfberatung die stärkste Assoziation bei allen Impfoutcomes zeigte und einen Großteil der Assoziation zwischen Informiertheit und Impfverhalten empirisch erklären konnte. Alle Assoziationen unterschieden sich nur geringfügig nach Alter und Geschlecht.

Fazit: Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der professionellen Impfberatung zum Impfstatus und der Informiertheit über Nutzen und Risiken von Impfungen. Die von der professionellen Impfberatung unabhängige Assoziation zwischen Informiertheit und Impfungen gegen Keuchhusten und Tetanus weist überdies darauf hin, dass die Aufklärung gegenüber Impfungen nicht ausschließlich über professionelle Kanäle erfolgt. Eine Stärkung dieser nicht-professionellen Kanäle (bspw. mediale Verbreitung) scheint auf Basis der vorliegenden Ergebnisse daher zweckmäßig, um die allgemeine Impfquote zu steigern.