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FindHIV – eine deutschlandweite Studie zur frühzeitigen Identifikation der HIV-Infektion mittels normierter Diagnosekriterien
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2019 |
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Hintergrund: Ende 2016 lebten in Deutschland ca. 88.000 Menschen mit HIV oder AIDS [1]. Eine frühzeitige Diagnose und das Angebot eines entsprechend frühen Therapiebeginns können zu einer Kontrolle der HIV-Infektion mit supprimierter Viruslast, guter Rekonstitution des Immunsystems und damit verbunden geringer Morbidität sowie einem geringen Einfluss auf den Alltag der Betroffenen führen. Trotz eines gestiegenen Wissens um HIV/AIDS und guter therapeutischer Optionen wird ein relevanter Anteil von HIV-Infektionen weiterhin erst sehr spät diagnostiziert (mit einer CD4-Zellzahl von < 350/µl und/oder einer vorliegenden AIDS-definierende Erkrankung). Europäische Schätzungen liegen hier bei knapp unter 50 %. Diese Betroffenen werden als „Late Presenter“ (LP) bezeichnet. Die späte Diagnose bedingt eine erhöhte Morbidität bis hin zu Todesfällen aufgrund von HIV/AIDS sowie ein erhöhtes Risiko der Transmission auf weitere Partner [2], [3].
Fragestellung: Ziele von FindHIV sind die Entwicklung eines Scores/Fragenkatalogs zur Frühdiagnose der HIV-Infektion und die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zum Einsatz des Scores/Fragekatalogs im klinischen Alltag zur Verringerung der Anzahl von LP.
Methode: Mittels einer standardisierten, arztgestützten Befragung von 800 Patienten mit HIV-Neudiagnose sollen patientenseitige Charakteristika, die potentiell zu einer Verzögerung der Diagnose einer HIV-Infektion führen, identifiziert werden. Darüber hinaus werden die typischen Symptome/Diagnosen, mit denen Menschen mit HIV-Infektion noch vor Diagnosestellung im Gesundheitssystem vorstellig werden, und die entsprechenden Stellen im Gesundheitssystem, an denen diese Kontakte stattfinden, erhoben. Anhand der gewonnenen Primärdaten werden Indikatoren für Late Presentation evaluiert und unter Einbeziehung von Fokusgruppengesprächen und einer systematischen Literaturrecherche ein Scoring-System/Fragebogen zur Diagnoseunterstützung entwickelt sowie Handlungsempfehlungen zu dessen Einsatz formuliert.
Ergebnisse: Die Patientenbefragung wird Informationen darüber liefern, hinsichtlich welcher Charakteristika sich LP von anderen Patienten mit HIV-Neudiagnose unterscheiden und an welchen Stellen im Gesundheitswesen Chancen bestehen, die HIV-Infektion früher zu diagnostizieren. Fokusgruppengespräche und eine systematische Literaturrecherche werden die gewonnenen Primärdaten ergänzen.
Diskussion: Die hohe Anzahl von LP weißt auf patientenseitige sowie strukturelle Gegebenheiten hin, die zu einer Verzögerung der HIV-Diagnose führen. Die FindHIV-Studie ist geeignet, diese Problematik näher zu beschreiben und in Teilen aufzulösen.
Praktische Implikationen: Aufgrund der obengenannten Punkte kann die FindHIV-Studie einen erheblichen Beitrag zu einer besseren Versorgung von HIV-Infizierten leisten. Dabei schützt die frühere Diagnose nicht nur die Gesundheit der betroffenen Patienten. Zudem wird erwartet, dass die Rate an Neuinfektionen gesenkt wird.
Literatur
- 1.
- an der Heiden M, Marcus U, Kollan C, Schmidt D, Voß L, Gunsenheimer-Bartmeyer B, Bremer V. Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, Stand Ende 2016. Epid Bull. 2017 Nov 23;(47):531-545. DOI: 10.17886/EpiBull-2017-066.2
- 2.
- Bundesministerium für Gesundheit (BmG). Kabinett beschließt Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen. Berlin; 2016.
- 3.
- Cohen MA, McCauley M, Gamble TR. HIV treatment as prevention and HPTN 052. Current opinion in HIV and AIDS. 2012;7(2):99-105.