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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Implementierung eines Offenen Interkulturellen Schwangerentreffs in Bochum Hamme. Ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Bochum, der Schwangerenberatungsstelle Donum vitae und der Hochschule für Gesundheit Bochum, Studienbereich Hebammenwissenschaft

Meeting Abstract

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  • Angela Rocholl - Hochschule für Gesundheit Bochum, Hebammenwissenschaft, Bochum, Germany
  • Nicola H. Bauer - Hochschule für Gesundheit Bochum, Hebammenwissenschaft, Bochum, Germany
  • Patricia Herking - Hochschule für Gesundheit Bochum, Hebammenwissenschaft, Bochum, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf442

doi: 10.3205/19dkvf442, urn:nbn:de:0183-19dkvf4426

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Rocholl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In den letzten drei Jahren sind vermehrt arabisch sprechende Frauen und Familien nach Bochum gekommen [1]. Viele Frauen erwarten ein Kind, ohne mit den Angeboten des deutschen Gesundheitswesens vertraut zu sein. Einem Großteil der Frauen bleibt ein Zugang zu Informationen durch Verständnisprobleme vorenthalten [2]. Mehrere syrische Hebammen, die Teilnehmerinnen an einer Lehrreihe der Hochschule für Gesundheit waren, fungierten als Sprachmittlerinnen innerhalb eines Austauschs mit arabisch sprechenden Schwangeren, den die Beratungsstelle Donum vitae vierteljährlich anbietet. Dort wurden der Bedarf und der Wunsch der Schwangeren an mehr Informationsaustausch ersichtlich. Parallel zu einer Mütter-Baby Gruppe von Donum vitae wurden Räumlichkeiten für ein Angebot von der Familienbildungsstätte in Bochum kostenfrei zur Verfügung gestellt. Über eine finanzielle Förderung der Stadt für präventive Maßnahmen konnte Material angeschafft werden und einer der syrischen Hebammen ein Honorar für die Sprachmittlung gezahlt werden.

Fragestellung: Welche Bedeutung hat die Teilnahme am Angebot für die Integration der Schwangeren in die Versorgungsstrukturen des Gesundheitssystems während der Schwangerschaft? Welchen Einfluss hat das Angebot auf die Teilnahme an weiterführenden Angeboten? In wieweit hat die angebotene Sprachmittlung einen Einfluss auf die Inanspruchnahme des Angebotes?

Methode: Studierende des 8. Semesters der Hebammenkunde erarbeiteten planerisch wie inhaltlich die Umsetzung der Projektidee. Die schwangeren Frauen können montags in der Familienbildungsstätte Bochum an dem offenen Angebot teilnehmen. Sie erhalten wohnortnah eine Anlaufstelle, wo niederschwellig und ohne Sprachbarriere wichtige Fragen bzgl. Schwangerschaft, Geburt, Neugeborenen Zeit und zum deutschen Gesundheitssystem beantwortet werden können.

Dadurch werden auch Kontakte unter den Frauen der Gruppe gefördert.

Die Verständigung in Arabisch und Kurdisch wird durch die Hinzuziehung der syrischen Hebamme zu den Terminen sichergestellt. Studierende der Hebammenkunde werden in die Gestaltung des Angebotes unter Supervision einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin einbezogen, um ihre fachlichen und interkulturellen Kompetenzen zu fördern. Im abschließenden gemeinsamen Frühstück der werdenden und jungen Mütter der beiden Angebote wird Raum für Informationen und interkulturellen Austausch gegeben. Das Angebot wurde in Printmedien der Stadt Bochum und den Netzwerkstrukturen in Bochum, wie Sozialraumkonferenzen und Runden Tischen veröffentlicht. Zudem erhalten Schwangere, die ein Beratungsangebot bei Donum vitae wahrnehmen, Informationen zum Projekt. Bei Wunsch nimmt eine syrische Hebamme persönlich Kontakt zu den Frauen auf, um den Zugang möglichst niederschwellig zu gestalten.

Ergebnisse: Seit dem Start des Projektes im Sommer 2018 nahmen regelmäßig 3–4 Frauen an den wöchentlichen Terminen teil. Einem Großteil konnten mit Hilfe der syrischen Hebamme, freiberufliche Hebammen für die Beratung in der Schwangerschaft wie nach der Geburt vermittelt werden. Einige Frauen wurden von einer syrischen Hebamme zur Geburt begleitet. Präventive Themen wie Vorsorgeuntersuchungen oder Säuglingsernährung wurden innerhalb der Großgruppe erläutert und Schwangere wie junge Mütter nahmen mit großem Interesse an einem Angebot bzgl. Beikost und gesundem Kochen teil. Gemäß der angedachten Präventionskette wechselten einige der Schwangeren nach der Geburt ihres Kindes in die Mütter-Baby Gruppe und die Mütter, deren Kinder das erste Lebensjahr erreicht haben, nehmen an Kursangeboten der Familienbildungsstätte teil.

Diskussion und praktische Implikation: Trotz großem Interesse von Seiten der Schwangeren und dem Angebot der syrischen Hebamme den Erstkontakt zu erleichtern, finden weiterhin viele schwangere Frauen noch nicht den Weg zum Projekt. Die verbindliche Teilnahme an zeitgleich stattfindenden Sprachkursen erschwert den Zugang. Eine großflächige Bewerbung bei Gynäkologen*innen ist in der Planung. Nach Evaluation des Angebotes hinsichtlich der Fragestellungen muss über eine Verstetigung und mögliche weitere finanzielle Förderung nachgedacht werden.


Literatur

1.
Bezirksregierung Arnsberg. Flüchtlinge in NRW. [accessed 29.03.2019]. Verfügbar unter: https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/integration_migration/fluechtlinge_in_nrw/index.php# Externer Link
2.
Borde T. Kommunikation und Sprache. Herausforderungen und Chancen einer diversitätsgerechten Gesundheitsversorgung. Gynäkologische Endokrinologie. 2018 Feb;16(1):3-9.