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18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Physiotherapeutische Leitlinien im internationalen Vergleich

Meeting Abstract

  • Monika Becker - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke gGmbH), Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Katharina Strunk - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Niels Buschhaus - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke gGmbH), Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Stefanie Bühn - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke gGmbH), Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Germany
  • Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (Universität Witten/Herdecke gGmbH), Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung, Köln, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf437

doi: 10.3205/19dkvf437, urn:nbn:de:0183-19dkvf4372

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Becker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Leitlinien (LL) können definiert werden als systematisch entwickelte Aussagen, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand abbilden, um die Entscheidungsfindung von Ärzten und anderen im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen sowie Patienten hinsichtlich spezifischer Gesundheitsprobleme zu unterstützen. Physiotherapeutische LL zeichnen sich dadurch aus, dass sie in erster Linie Physiotherapeuten adressieren und Empfehlungen für physiotherapeutische Maßnahmen geben. In Deutschland sind Physiotherapeuten an der Erstellung einer Vielzahl von medizinischen LL beteiligt. Allerdings sind bislang keine deutschen physiotherapeutischen LL bekannt.

Fragestellung: Ziel war es, national und international vorhandene physiotherapeutische LL zu verschiedenen Krankheitsbildern zu identifizieren und ihre methodische Qualität zu bewerten.

Methode: Es wurden systematische Recherchen in Medline und PEDro durchgeführt sowie die Websites der Mitglieder der World Confederation for Physical Therapy (WCPT) gescreent (03/2018). Die Selektion physiotherapeutischer LL erfolgte durch 2 Reviewer entsprechend a priori definierter Einschlusskriterien (u.a. überwiegend Empfehlungen zur Physiotherapie enthalten). Die identifizierten LL wurden mit dem AGREE II Instrument von 4 Reviewern unabhängig bewertet. Es wurden standardisierte Domänenwerte (max. 100%) für Domäne 1 (Geltungsbereich und Zweck), Domäne 2 (Beteiligung von Interessensgruppen), Domäne 3 (Genauigkeit der Leitlinienentwicklung), Domäne 4 (Klarheit der Gestaltung), Domäne 5 (Anwendbarkeit) und Domäne 6 (Redaktionelle Unabhängigkeit) berechnet.

Ergebnisse: Die Recherche in den Datenbanken ergab insgesamt 1136 Treffer. Die Suche auf den Websites der WCPT-Mitglieder resultierte zusätzlich in 29 zu prüfenden LL. Es wurden 33 physiotherapeutische LL eingeschlossen. 42% (14/33) der LL stammten aus den USA, 33% (11/33) aus den Niederlanden. LL aus Deutschland wurden nicht gefunden. 42% (14/33) der LL waren älter als 5 Jahre. 73% (19/33) der LL umfassten Krankheitsbilder aus dem Bereich muskuloskelettale Erkrankungen. Die Bewertung mit AGREE II ergab im Median (%; Interquartilsabstand) folgende Werte: Domäne 1: 75 (64-92), Domäne 2: 63 (54-78), Domäne 3: 66 (48-75), Domäne 4: 74 (65-75), Domäne 5: 45 (26-54), Domäne 6: 46 (31-65).

Diskussion: Es existieren insgesamt nur wenige Organisationen, die physiotherapeutische LL entwickeln. Die identifizierten physiotherapeutischen LL weisen aber zum großen Teil eine moderate bis gute methodische Qualität auf.

Implikationen für die Praxis: Bei der Entwicklung deutscher physiotherapeutischer LL sollten Möglichkeiten der Adaption bestehender internationaler LL geprüft werden.