gms | German Medical Science

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

09. - 11.10.2019, Berlin

Quantifizierung des Rehabilitationserfolges von kardiologischen Patienten im berufsfähigen Alter – erste Ergebnisse der OutCaRe-Registerstudie

Meeting Abstract

  • Beate Zoch-Lesniak - Universität Potsdam, Professur für Rehabilitationswissenschaften, Potsdam, Germany
  • Heinz Völler - Universität Potsdam, Professur für Rehabilitationswissenschaften, Potsdam, Germany
  • Axel Schlitt - Paracelsus-Harz-Klinik, Kardiologie, Quedlinburg, Germany
  • Christa Bongarth - Klinik Höhenried, Rehabilitationszentrum am Starnberger See, Kardiologie, Bernried, Germany
  • Klaus Schröder - ZAR Stuttgart, Zentrum für ambulante Rehabilitation, Kardiologie, Stuttgart, Germany
  • Eike Langheim - Reha-Zentrum Seehof, Kardiologie, Teltow, Germany
  • Jörg Nothroff - MediClin Reha-Zentrum Spreewald, Kardiologie, Burg, Germany
  • Markus Wrenger - Caspar Heinrich Klinik Bad Driburg GmbH & Co. KG, Kardiologie, Bad Driburg, Germany
  • Roger Marx - MediClin-Fachklinik Rhein/Ruhr, Kardiologie, Essen, Germany
  • Ronja Westphal - Segeberger Kliniken, Kardiologie, Bad Segeberg, Germany
  • Rainer Schubmann - Dr. Becker Klinik Möhnesee, Kardiologie, Möhnesee, Germany
  • Martin Schikora - Brandenburgklinik, Kardiologie, Bernau, Germany
  • Sieglinde Spörl-Dönch - Frankenklinik, Kardiologie, Bad Neustadt, Germany
  • Miralem Hadzic - Universität Potsdam, Professur für Rehabilitationswissenschaften, Potsdam, Germany
  • Annett Salzwedel - Universität Potsdam, Professur für Rehabilitationswissenschaften, Potsdam, Germany

18. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 09.-11.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19dkvf429

doi: 10.3205/19dkvf429, urn:nbn:de:0183-19dkvf4291

Veröffentlicht: 2. Oktober 2019

© 2019 Zoch-Lesniak et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Eine Rehabilitationsmaßnahme bei Patienten im berufsfähigen Alter zielt auf die Rückkehr in den Beruf ab. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen in der kardiologischen Rehabilitation (CR) physische, psychische und sozialmedizinische Aspekte der Erkrankung positiv beeinflusst werden. Für die Messung des Rehabilitationserfolges von Patienten im berufsfähigen Alter fehlen jedoch bislang geeignete Methoden.

Fragestellung: Ziel der Studie war die Evaluierung potentieller Parameter zur Messung des Rehabilitationserfolges bei kardiologischen Patienten im berufsfähigen Alter unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte der Erkrankung.

Methode: In einer prospektiven multizentrischen Registerstudie wurden Patienten < 65 Jahre in CR eingeschlossen. Zu Reha-Beginn und -Ende wurden neben sozioökonomischen Variablen (z.B. Alter Geschlecht, Bildung) und potenziellen weiteren Confoundern, 23 mittels Delphi-Expertenbefragung vorausgewählte Parameter der vier Domänen

1.
kardiovaskuläre Risikofaktoren (z.B. Rauchverhalten, Blutdruck),
2.
körperliche Leistungsfähigkeit (z.B. Ausdauerbelastung, 6-min Gehstrecke),
3.
Sozialmedizin (z.B. Rentenbegehren, Arbeitsfähigkeit) und
4.
subjektive Gesundheit (z.B. Depressivität, Lebensqualität)

erhoben und auf Praktikabilität und Änderungssensitivität während der Reha untersucht. Die Praktikabilität wurde anhand des Anteils fehlender Daten beurteilt (< 15 %). Änderungssensitivität wurde bei statistisch signifikanter Änderung (T-test für verbundene Stichproben, Wilcoxon signed rank-Test, McNemar-Test; p < 0,01) und Effektstärke (SES) ≥ 0,35 bzw. Änderung von ≥ 5 Prozentpunkten bei kategorialen Variablen angenommen. Zur Prüfung einer möglichen Dimensionsreduktion wurde eine explorative Faktorenanalyse (EFA) durchgeführt.

Ergebnisse: Es nahmen 1586 Patienten (Alter 53,8 ± 7,3 Jahre; 77,1 % männlich) aus 12 Kliniken an der Studie teil. Bei 1320 Patienten (83,2 %) handelte sich die CR um eine Anschlussrehabilitation. Häufigste Diagnose war ein akutes Koronarsyndrom (630 Patienten, 39,7 %). Die CR erfolgte in 90,6 % der Fälle stationär mit einer Dauer von 23,5 ± 4,5 Tagen.

Die Parameter Rauchverhalten, Motivation zur Lebensstiländerung, systolischer und diastolischer Blutdruck, Ausdauerbelastung, Arbeitsfähigkeit (nur bei Anschlussrehabilitation), Depressivität (PHQ9), subjektives Wohlbefinden (WHO 5, IRES-24) und Selbsteinschätzung der gesundheitlichen Prognose erfüllten die Kriterien hinsichtlich Praktikabilität und Änderungssensitivität. Die Parameter PHQ9 und IRES-24 (Psychisches Befinden und Allgemeiner Gesundheitszustand) der Domäne subjektive Gesundheit luden in der EFA auf einer Dimension.

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass aus jeder der vier Domänen kardiovaskuläre Risikofaktoren, körperliche Leistungsfähigkeit, Sozialmedizin und subjektive Gesundheit mindestens ein geeigneter Parameter vorhanden wäre. Laut EFA scheint eine weitere Reduktion der zu erhebenden Parameter der Domäne subjektive Gesundheit möglich.

Praktische Implikationen: In einem weiteren Schritt soll aus den Parametern ein Score generiert werden, welcher in Zukunft für Effektivitätsnachweise bei bestimmten Zielgruppen (z. B. nach Alter, Geschlecht, Rehabilitationsindikationen oder Diagnosen) oder auch zur Bewertung neuer Interventionen und Therapiekonzepte innerhalb der CR verwendet werden könnte. Des Weiteren werden die einzelnen Parameter sowie der Score auf ihre Vorhersagekraft für die berufliche Wiedereingliederung 6 Monate nach Reha-Ende untersucht, um die CR noch optimaler darauf ausrichten zu können.